US-Hochsee-Minensucher der AUK-Klasse

high sea minesweeper AUK-class

Bei Kriegseintritt der USA im Jahre 1941 standen der US-Navy nur wenige und zu alte Minensucher zur Verfügung. Weil damit zu rechnen war, daß die Kriegsgegner Japan und Deutschland den Seeminen-Krieg auch vor die US-Küsten bringen würden, mußten schnell moderne Einheiten gebaut werden. Man wollte vor allem hochseefähige Boote mit U-Jagd-Kapazität haben, welche auch für Geleitaufgaben zu verwenden waren. Man entwickelte die ADMIRABLE-Klasse (Foto 1 ), deren 148 Einheiten (!) zwischen Oktober 1942 und August 1944 in Dienst gingen. Sie wurden auf neun Werften gebaut, waren 56,24 x 10,06 x 2,97 (Tiefgang) m groß, verdrängten dabei 650 ts und mit ihren 1.710 PS waren sie 14,8 kn schnell. Die Boote wurden unterschiedlich bewaffnet und auch so verwendet: als Minensucher, Patrouillenboote und U-Jäger. Bereits 1943 gingen zehn Boote als Lend-Lease-Lieferung an die Sowjetunion; 1945 weitere 24.

Ebenfalls im Zeitraum 1942/45 wurden insgesamt 454 sog. YMS (yard mine sweeper)(Foto 2 ), 41,45 m lang, 215 ts verdrängend und 12 kn schnell, bei 32 Werften aus Holz gebaut. Auch bei dieser Klasse wurden zahlreiche als U-Jäger mit Hedgehog-Werfer auf der Back und WABO-Abrollbahnen am Heck gefahren. Nach dem Krieg waren diese Boote, die es mit einem oder auch zwei Kaminen gab, noch lange Zeit bei den Verbündeten im Einsatz.

Für längere Geleitschutz-Einsätze wollte man einen größeren Typ haben. Man entwarf eine 221-Fuß-Konstruktion (Lüa. 67,41 m) und baute bei der Norfolk Navy-Yard (Portsmouth)(VA) vorerst zwei Einheiten mit reinem Diesel-Motoren-Antrieb als Prototypen. Die beiden Diesel „Fairbanks Morse 38RD8“ leisteten je 900 PS. Die Fahrstrecke betrug 6.000 sm bei 12 kn. Beide, AM55 als RAVEN (Foto 3 ) und AM56 als OSPREY, gingen am 24. August 1940 in Dienst. Die beiden Boote wurden als RAVEN-Klasse benannt, hatten eine Verdrängung von max. 1.250 ts. OSPREY ging am 5.6.1944, einen Tag vor dem D-Day, durch Minentreffer vor der Normandie verloren. Die Rümpfe waren als Backdecker mit leichtem Knick in der Vorschiff-Außenhaut konstruiert. Die Kanten Seite-Deck waren bei der Back stark gerundet. Die Aufstellung der Maschinen in zwei Kraftwerken hintereinander ergab die Silhouette mit zwei Kaminen. An Steuerbord wurde das US-Navy-typische 26-Fuß-Motorbeiboot gefahren. Für das Aussetzen dieses Bootes und für die Bedienung des Schwimmers an der anderen Seite ist an Achterkante Deckshaus ein Ladebaum installiert.

Beinahe unverändert wurde danach die AUK-Klasse mit insgesamt 94 Booten auf 11 Werften aus Stahl gebaut. Das Klassenschiff (AM57 AUK) ging am 26.8.1941 in Dienst; das letzte Boot der Serie, AM390 WHEATEAR noch am 21.4.1945. Die US-Navy bestellte ursprünglich 62 Einheiten und die Royal-Navy 32. An die englische Marine gingen dann als sog. CATHERINE-Klasse mit J-Rumpfnummern aber doch nur 20 Boote, der Rest an die US-Marine. Die Boote waren ebenfalls 67,41 m lang, 9,75 m breit und gingen 3,28 m tief. Dabei betrug die Standard-Verdrängung 890 ts. Alle hatten nun einen diesel-elektrischen Zwei-Propeller-Antrieb (zwei 12-Zylinder-ALCO-Diesel und zwei Elektromotoren) von max. 3.500 PS (Marschfahrt 9 bis 12 kn, Höchstgeschwindigkeit 18,1 kn, das sind 33,5 km/h). Der Diesel-Bunker-Inhalt von 200 Tonnen genügte für 5.700 sm bei 15 kn oder 7.200 bei 12 kn. Die Besatzung der AUK´s betrug je etwa 100 Mann.

Die Hochseeminensucher konnten in weiteren Rollen auch als Geleitschiffe, U-Jäger und Minenleger eingesetzt werden. Ursprünglich waren sie mit Rohrwaffen 2 x 76-mm-L/50-Kanonen Mk22 in Einzel-Lafetten (Abb. 1 ) und vier 20-mm-OERLIKON (Abb. 2 ) bewaffnet. Ab AM314 CHAMPION (in Dienst 12.12.1942) wurde nur noch auf der Back eine Mk22 installiert. In Wannen hinter dem achteren Kamin sah man nun zwei 40-mm-Zwillinge BOFORS MK1 und in vier weiteren Waffenwannen vier 20-mm-OERLIKON. Einige Boote erhielten bis zu acht 20-mm-Waffen.

Frühster Vorläufer der Mk22-Kanone war die Mk2 mit einer Vo (Vau-null, Mündungsgeschwindigkeit) von 640 m/sec. Daraus entstanden später die Modelle Mk3, Mk6, Mk9 und Mk15 mit einer Vo von 820 m/sec und die U-Boot-Waffenstände Mk10, Mk17, Mk18 und Mk29. Die Mk22 hatten einen fliegerabwehrfähigen Höhenrichtbereich von -15° bis + 85°. Der Waffenstand wog 3,4 t. Eine eingespielte Geschützcrew von sieben Seesoldaten konnte maximal 20 Schuß/min abfeuern. Die Schußweite betrug bei 45° Rohrerhöhung 14,6 km und die Schußhöhe bei 85° etwa 9,1 km.

Recht stark war die U-Jagd-Bewaffnung. Am Heck fanden trotz der Räumausrüstung mit Schwimmern und Scherdrachen zwei lange WABO-Abrollbahnen Mk3 , welche man eigentlich von der großen US-Zerstörern jener Zeit kennt, und zusätzlich vier Stempelwerfer (Foto 4 ) mit ihren Nachladegestellen Platz. Weil auf der Back zwischen Brücke und 76-mm-Kanone reichlich Raum war, wurden an der Stelle oft zusätzlich ein Hedgehog-WABO-Werfer Mk11 und die beiden Nachladeschränke aufgestellt (Beispiel im Foto 5 ).

Meine eigene Zeichnung entstand nach Werftplänen im M 1:100. Sie zeigt AUK im Kriegszustand mit kleinen Bordnummern am Rumpf. Ein Spantenriß stand mir leider nicht zur Verfügung. Das Boot fährt hier sechs 20-mm-OERLIKON. Auf dem Masttopp sehen wir die Radar-Drehantenne SC-1 von General Electric, welche ab Ende 1941 frontreif war. Ein Stück tiefer, auf einer Voraus-Konsole, steht die Radar-Antenne SG-1 von Raytheon (4, 8 oder 12 U/min) mit Ortungsreichweiten von 15 sm (Bombenflugzeug), 22 sm (Schlachtschiff) und 15 sm (Zerstörer).

Im Krieg gab es bei der AUK-Klasse 11 Verluste: SWALLOW (4/1945), SKYLARK (3/1945), PORTENT (1/1944), SENTINEL (7/43), SKILL versenkt von dt. U-593 am 25. Sept. 1934 vor der nordafrikanischen Küste, SWERVE (7/44), TIDE (7/44), MINIVET (12/44), CATO (7/44), MAGIC (7/44), PYLATES (7/44). Nach dem Krieg wurden AUK-Boote abgegeben: je 4 an Peru, Taiwan und Norwegen (dort als Minenleger der GOR-Klasse mit verlängerter Back bis zum Heck), sieben an Süd-Korea, zwei Boote an die Türkei, zwei Boote als RIZAL-Klasse an die Philippinen, 19 Boote als Patrouillenboote der LEANDRO VALLE-Klasse (auch mit Heli-Deck am Heck) an Mexiko, Uruguay erhielt ein Boot (COMANDANTE PEDRO CAMPBELL, ex USS CHICADEE) und ein Boot ging von 7/1964 bis 1972 als Schulschiff TANAGER an die US-Coast-Guard. Einige wurden als Zielschiffe versenkt oder auch an Privatpersonen verkauft.

Jürgen Eichardt

Weiterführende Literatur:

-      Paul H. Silverstone, „US Warships of World War II“, Ian Allan Ltd, London, 1965, ISBN 0 7110 0157 X

-      A. D. Baker III, “US Naval Vessels 1943”, Arms and Armour Press, London/Sydney, 1986, ISBN 0-85368-786-2

-      Robert L. Scheina “U.S. Coast Guard and Craft 1946-1990”, Naval Institue Press, 1990, ISBN 0-87021-719-4

-      Stefan Terzibaschitsch, “Kampfsysteme der U. S. Navy”, Koehler, 2001, ISBN 3-7822-0806-4

Bildtexte:

Foto 06: Hier fährt BROADBILL einen Räumgeräte-Schwimmer an Backbord neben dem vorderen Kamin. Darunter erkennt man, ebenfalls hell lackiert, eine Geräuschboje. Private Nachkriegsaufnahme im Mittelmeer. (Foto: Sammlung Eichardt)

Foto 07: Sehr klare Aufnahme von drei AUK´s im Bäckchen in einem US-Stützpunkt . Anstelle der Stempelwerfer stehen hier weitere 20-mm-OERLIKON´s neben den Räumwinden. An den 40-mm-Waffenwannen hängen außen Räumgeräte-Schwimmer/Bojen. Keine WABO-Ablauf-Gestelle. Beide Boote (GLADIATOR, DEVASTATOR) wurden 1973 an Mexiko abgegeben. (Foto: Sammlung Eichardt)

Foto 08: AM58 BROADBILL 1940. Bei der Luftaufnahme erkennt man gut die Rundung an Seite-Deck bei der Back. Die drei Zielsäulen für die beiden 40-mm-Zwillinge hinter dem achterern Kamin stehen etwas erhöht in Wannen neben diesem und vor der Brücke. (Foto: Sammlung Eichardt)

Foto 09: Klare Aufnahme von SHELDRAKE mit SC-Radar-Antenne (2,6 x 2,3 m, 5 U/min, Jagdflugzeuge konnten auf 25 sm erfaßt werden) im Masttopp. (Foto: US-Navy)

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