Bohrtiefen-Skalenscheibe

scale disc for the drilling depth

Die Pinole meiner Uhrmacherdrehmaschine wird von einer Kombination Ritzel/Zahnstange angetrieben. Die Zahnstange ist dabei in die Pinole eingefräst. Der Kopf der Ritzelwelle hat einen Durchmesser von mickrigen 12 mm. Hier sind rundum 19 Teilungsstriche eingefräst, weil sich die Pinole bei einer Umdrehung der Ritzelwelle exakt 19 mm bewegt. 3,14 (∏) x Ø 12 = 37,68 mm (Umfang) : 19 = 1,983 mm Abstand der Teilungsstriche, herzlich wenig, außerdem sieht man sie nicht sehr gut. Mein Wunsch war es schon lange, hier etwas zu verbessern, d.h. eine andere, viel größere Skalenscheibe anzufertigen.

Bei dem Foto ist der Knebel, welcher das Ritzel dreht, schon entfernt. Oben hat die Ritzelwelle eine M3-Bohrung.

Ich drehe zuerst ein Alu-Teil mit Spannzapfen, Ø etwa 40 mm, die Bohrung ist Ø 3,3, der Rand außen etwa 2 mm dick.

Mit dem gleichen Spannzapfen wird das Teil im Backenfutter vom 1:90-Rundtisch gespannt und zuerst mit einem 10-mm-Fingerfräser die obere Fläche vom Rand rundlaufend (!) nur etwa 0,2 mm tief durch eine mehr als 360°-Drehung überstirnt.

Dann blockiert man die Frässpindel in geeigneter Weise gegen Verdrehung. Ich stecke einfach meinen Knebel in die bei meiner WABECO F1210 selbst an den Fräskopf angebaute Arretierbuchse. Den Netzstecker sollte man zusätzlich ziehen. (So, wie man die Fräsmaschine kauft, braucht man drei Hände: eine Hand hält den Arretierstift, mit einer Hand bewegt man den Hakenschlüssel, um das Zangenfutter zu öffnen und mit der dritten Hand fängt man den Fräser auf, der ja nun aus dem Zangenfutter fällt, am besten auf die gehärteten Backen vom Schraubstock... In meinen Augen eine glatte Fehlkonstruktion. Der Konstrukteur der Fräsmaschine hat sicher noch nie ein Werkzeug an "seiner" Maschine gewechselt...? Fa. WABECO kennt natürlich diese und andere Verbesserungen an der F1210, es führt aber noch lange nicht dazu, mal etwas Gutes zu übernehmen...?)

Nun beginnt, wie bei mir üblich, das "Hobeln" der Skalenstriche mit einem gewindestahl-ähnlichem Hobelwerkzeug, das ich stets im Bohrfutter spanne. Im Bild ist der erste Strich, etwa 0,15 mm tief durch Fahrt mit dem X-Support schon gestoßen. Fräsen mit einem spitzen sog. Gravierstichel halte ich für die Herstellung vom Skalen als völligen Unsinn. So sehen die Skalenstriche dann auch aus, meist viel zu breit!

(kleine Fotos anklicken) Ich will eine 38er-Teilung aufstoßen. Das bedeutet, je 0,5 mm ein Teilungsstrich. Die vollen Millimeter-Striche stoße ich 4 mm lang, die 0,5-mm-Striche nur 3 mm lang. Am Ende bleibt das weggehobelte Material immer als kleines Häkchen stehen. Durch die rundum gefräste Fläche erscheinen alle Striche gleich tief und somit auch gleich breit! Bei nicht überfräster Ringfläche führt der geringste Planschlag dazu, daß die Striche unterschiedlich breit entstehen, schlimm! Für die 38-Teilung verwende ich den 19er-Lochkreis der Teilscheibe. Von einem Strich zum nächsten muß ich die Kurbel vom Rundtisch exakt zwei volle Umdrehungen plus 7 Lochabstände (8 Löcher in der sog. Schere!) weiterdrehen (Teilungstabelle hier, Seite 157). Die Je-0,5-mm-Striche habe nun am Rand einen Abstand von errechneten 3,3 mm (3,14 x 40 = 125,6 : 38 = 3,3052631, naja der Taschenrechner!). Damit läßt sich gut arbeiten.

Noch auf dem Rundtisch fräse ich mit einem R3-Radiusfräser in 30°-Abständen rundum 1,5 mm tiefe Rillen ein, damit der Drehknopf griffiger wird.

Die Kanten sind hier mit einer rotierenden Drahtbürste entgratet und mit 1-mm-Schlagzahlen habe ich die 1-mm-Striche gekennzeichnet (1 bis 19 in Bohrrichtung auf den Spindelstock hin).

Im Drehmaschinen-Backenfutter wird der Spannzapfen weggeplant und mit einem Eckbohrstahl eine 11,5 mm tiefe 12,1-mm-Eindrehung (Ritzelkopf Ø 12) eingedreht.

Mit einem 12-mm-Fingerfräser fräse ich an der Oberkante vom Reitstock eine waagerechte Fläche an.

Aus Alu drehe ich einen sog. Nullpunkt-Träger. Er erhält eine Stufe angefräst und mit einem kleinen Meißel schlage ich den Null-Strich auf.

Hier sieht man alles zusammengebaut. Der Nullpunkt-Träger ist mit 2-K-Kleber (fettfrei waschen) auf die angefräste Fläche geklebt. Oben wird eine M3-Rändelschraube eingedreht. Wenn man die löst, kann man die Skalenscheibe "auf Null" verstellen. Sie ist so hoch, daß der Klemmring für den Bohrtiefenanschlag darunter fahren kann. Das große, griffige Handrad rechts für das Zangen-Anzugsrohr habe ich schon ewig und drei Tage. Ich sehe immer zu, daß meine Maschinen optimal sind, nichts soll ein Ärgernis sein, und die viel zu kleinen Rädchen waren ein Ärgernis! (Unter uns: ich habe schon Anzugsrohre gesehen, bei denen die "Fachleute" mit einer Rohrzange (!) Kerben ich die Alu-Räder gedrückt haben...) In den nächsten Tagen habe ich etliche Modellteile anzufertigen, bei denen ich exakt tief bohren will, ich freue mich schon darauf...

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