BM-Tender DONAU

auxiliary vessel DONAU of the Bundesmarine

Die Stb.-Seitenansicht von A69 DONAU: / starboard view:

Der Spantenriß, stark verkleinert: / body plan:

DONAU ankert in See: (Foto: PIZ) / DONAU anchored on the sea

Das Wappen von DONAU: / the herald

Farbgrafik vom Tender DONAU: (Danke Gerd für das Kolorieren!)

Der 1:100-Plansatz ohne herausgezeichnete Details besteht aus folgenden Elementen: Stb.-Seitenansicht, Draufsicht, Spantenrisse im M 1:100, 1:75 und 1:50, Foto-CD-ROM mit 112 Detailfotos, Schiffsdetail-Zeichnungen vom 9-m-Motor-Beiboot, vom 100-mm-Geschütz und von der 40-mm-Flak. Modellgröße im M 1:100: 982 mm Länge und 118 mm breit, das Modellgewicht: 2,93 kg. Modellgröße im M 1:75: 1.309 mm Länge und 6,96 kg Gewicht. Im M 1:50 wird das Modell 1.964 mm lang und wiegt dann 23,44 kg.

Tender DONAU  A69

Die Aufstellung der ersten Geschwader von Torpedoschnellbooten, Minensuchern und U-Booten machte in den Anfangsjahren der Bundesmarine die Anschaffung von Tendern (das sind Begleitschiffe/Mutterschiffe/schwimmende Stützpunkte) notwendig. Die Tender sollten für die ihnen zugeteilten Kleinkampfschiffe Brennstoffe, Torpedos und Munition sowie Trinkwasser und Proviant für drei Einsätze mit sich führen, Stabspersonal und die Besatzungen der Boote unterbringen, kleinere Reparaturen in See durchführen und medizinische Einrichtungen an Bord haben. Wenn die Boote „im Päckchen“ an den Bordseiten liegen, sollte ihre Versorgung mit Strom vom Mutterschiff aus möglich sein und beim Kampfeinsatz sollten die Boote vom Tender aus taktisch geleitet werden. Eine Geschwindigkeit von 20 kn war angestrebt bei einem Tiefgang von nicht mehr als drei Metern (Rückzug in kleinere Buchten). Erste Berechnungen ergaben ein Schiff von etwa 1.500 ts. Die später tatsächlich gebauten Tender der RHEIN-Klasse (benannt nach dem ersten in Dienst gegangenen Schiff), auch Klasse 401, kamen dann jedoch auf eine Einsatz-Verdrängung von 2.930 ts bei einer Länge von 98,18 m, einer Breite von 11,83 m und einem Tiefgang von 3,4 m.

Gebaut wurden zwischen 1959 und 1964 insgesamt 13 Schiffe auf acht Werften, alle benannt nach deutschen Flüssen. Die Konstruktionen wurden ab 1957 erarbeitet. Im Grunddesign gleich, wiesen die 13 Einheiten jedoch ihrem Verwendungszweck entsprechend (Schnellboot-, Minensucher oder U-Boot-Tender, Schulschiff) selbstverständlich bauliche Eigenheiten auf. Die Baukosten betrugen je Schiff 48 Mio. DM. Es waren 13- bzw. 14-Abteilungsschiffe mit Leichtmetallaufbauten und ABC-Schutz.

Die Klasse 401 in Zahlen:

Name

Bord-Nr.

Werft

Indienststellung

Verwendung/Klasse

ISAR

A54

Blohm & Voss, Hamburg

25.1.1964

Minensucher-Tender/402

LAHN

A55

Flenderwerke, Lübeck

24.3.1964

U-Boot-Tender/403

LECH

A56

Flenderwerke, Lübeck

8.12.1964

U-Boot-Tender/403

RHEIN

A58

Schliekerwerft, Hamburg

6.11.1961

Schnellboot-Tender/401

ELBE

A61

Schliekerwerft, Hamburg

17.4.1962

Schnellboot-Tender/401

WESER

A62

Elsflether Werft

14.7.1962

Schnellboot-Tender/401

MAIN

A63

Lindenauwerft, Kiel

29.6.1963

Schnellboot-Tender/401

RUHR

A64

Schliekerwerft, Hamburg

2.5.1964

Schulschiff/401

SAAR

A65

Norderwerft, Hamburg

11.5.1963

Minensucher-Tender/402

NECKAR

A66

Lürssenwerft, Vegesack

7.12.1964

Schnellboot-Tender/401

MOSEL

A67

Schliekerwerft und Blohm & Voss

8.6.1963

Minensucher-Tender/402

WERRA

A68

Lindenauwerft, Kiel

2.9.1964

Schnellboot-Tender/401

DONAU

A69

Schlichtingwerft, Lübeck-Travemünde

23.5.1964

Schnellboot-Tender(401

Das A in der Bordnummer (taktisches Zeichen) steht übrigens für engl. auxiliary vessel (Hilfsschiff). Die Schrift für die Bordnummern ist „Mittelschrift nach DIN 1451“. Als Eigenheit, wie bei vielen Marinen, mit einen nach rechts-unten angedeuteten Schlagschatten.

Die Rümpfe hatten eine lange Back, senkrecht stehende Bordwände, Schlingerkiele in der Kimm, Außenhautknicke bei Vor- und Achterschiff und ein gewölbtes Spiegelheck. Beim Vorschiff zeigt der Außenhautknick in etwa die Lage des Hauptdecks an. Ein besonders gut gebauter Modellrumpf hat hier scharfe Kanten (vgl. Foto der MAIN). Zwischen den Modellspanten 15 und 16 hat der Rumpfboden einen wulstartigen Anbau. Hier ist ein Sonargerät ausfahrbar. Die Aufkimmung des Rumpfbodens beträgt nur wenige Grad, damit möglichst viel Verdrängung erreicht wird. Damit ähnelt der Hauptspant-Querschnitt einem Frachter. Das Hauptdeck hat vom Spiegel bis etwa Spant 11 keinen Deckssprung. Erst ab Spant 12 schwingt es leicht nach oben. Die Kanten Seite-Deck sind gerundet ausgeführt. Bei den Spantenrissen habe ich diese Rundungen nur bei wenigen Spant-Linien angedeutet. Angetrieben wird der Tender von zwei dreiflunkigen KAMEWA-Verstellpropellern von 2,40 m Durchmesser. Zwei Spatenruder liegen im Propellerstrom. Als Antriebsanlage sind bei der Klasse 401 in jedes Schiff sechs 16-Zylinder-Maybach-Viertakt-Dieselmotoren von je 2.400 PS (komplett 14.400 PS) eingebaut, von denen je drei über ein Sammelgetriebe auf die Propellerwellen wirken. Die Klassen 402 und 403 hatten einen dieselelektrischen Antrieb. Je sechs 16-Zylinder-Mercedes-Benz-Viertakt-Dieselmotoren von je 2.280 PS erzeugen mit den angekuppelten Generatoren Strom für die beiden Doppel-Fahrmotoren. Außerdem haben die Klassen 402 und 403 fünfflunkige Festpropeller (Ø 2,35 m). In der Literatur sind für die drei Klassen Brennstoffvorräte von 137 bis 252 m³ angegeben. Das reicht für 2.500 sm bei 16 kn (auch 12 kn?) Fahrt oder (nach anderer Quelle) 1.625 sm bei 15 kn. Zusätzlich waren noch 200 m³ Treibstoff zur Abgabe an die Boote an Bord. Als AK-Fahrt sind 22,5 kn bekannt. Auch die Besatzungsstärken schwanken je nach Verwendungszweck von 99 bis 114 Mann plus weit über 200 zusätzliche Unterkünfte!

Die Tender der RHEIN-Klasse waren stark bewaffnet. Deshalb wurden sie bei Auslandsbesuchen oft als Fregatten angesehen. Zum Eigenschutz hatten sie je zwei 100-mm-DP-Türme des französischen Modells Greusot-Loire und vier Einzellafetten 40-mm-BOFORS. (Die beiden U-Boot-Tender hatten vorn und achtern verlängerte Aufbauten. Dafür entfielen die 100-mm-Türme und es waren nur zwei 40-mm-BOFORS-Zwillinge installiert.) Die Tender waren bedingt zur U-Boot-Jagd geeignet. Dafür war eine Sonar-Anlage „Elac 1 B O“ an Bord und am Heck standen zwei WABO-Abrollbahnen. Eine Minenzuladung von 90 Minen und ein Minenlegen waren mit den Minengleisen auf dem Hauptdeck gegeben, welche bis in die Back hineinreichten. Etwa im Raum zwischen den Spanten 12 und 14 befand sich bei den Schnellboot-Tendern tief im Rumpf die Torpedolager- und –regelstelle. Die Torpedos wurden über die Minengleise auf den Seitengängen verfahren und durch die beiden großen 6,5-t-Bordkräne, welche auch für das Aussetzen der beiden großen Motorpinassen nötig waren, an die längsseits liegenden TS-Boote verladen. Die beiden kleineren 8,5-m-Motorkutter hatten dagegen eigene Aussetzdavits. Die 100-mm-Türme wurden von den beiden M4-Radar-Richtgeräten gelenkt, welche auf der Brücke und hinter den Motorpinassen standen. Die 40-mm-Einzellafetten hatten vorn und achtern unterschiedliche Richtgeräte. Achtern stand je ein OGR-7-Gerät in kleinen Nocks direkt über den Waffen und in den Nocks der Brücke standen die beiden älteren Richtsäulen für die vorderen Flak´s. Als Sensoren standen ein Radar KH 14, SGR 105/05, SGR 103/12 und DA 02 zur Verfügung. Auch ECM in Form von ARBR/ARBA 10 C und eine Freund-Feind-Kennungsanlage gab es. Zwei Buganker lagen auf Schweinsrücken auf der Back und ein Heckanker wurde in einer Ankertasche im Spiegel gefahren. Die Minensucher-Tender hatten an der Oberkante vom Heckspiegel einen gerundeten Wulst und einen kleinen Aussetzkran. Dieser war für die Abgabe von Räumottern, die auch diese Tender seitlich neben den Kränen, offenbar als Ersatzgeräte, mit sich führten, vorhanden. Eine Räumwinde war jedenfalls auf den Fotos nicht zu sehen. Dafür waren bei den drei Schiffen die WABO-Abrollbahnen an den Bordseiten aufgestellt. Zur Ablenkung von Torpedos hatten die Tender am Heck auf der Steuerbordseite eine Winde für Schlepp-Geräuschbojen T-Mk6 „Fanfare“. Auf der anderen Seite hatte die Kante vom Spiegelheck zwei Schlauchmulden für die Brennstoff-Versorgung in See über Heck. Recht frühzeitig wurde bei einigen Tendern der RHEIN-Klasse einer der beiden großen Kräne und eine Pinasse entfernt. Besondere Umrüstungen erhielten jene Tender, die später die Raketen-Schnellboote der Klasse 143 und 148 führten.

Am 24.12.1959 wurde in Lübeck-Travemünde als Baunummer 1299 für den Tender DONAU der Kiel gestreckt. Nach 11 Monaten, am 26.11.1960, lief der Neubau vom Stapel, um erst am 23.5.1964 in Dienst zu stellen. Das Schiff wurde zusammen mit der baugleichen RUHR zunächst bis 28.6.1968 als Schulschiff verwendet. Dabei hatten sie weltweite Einsatzfahrten. Bei der 33. Ausbildungsreise vom Juli bis Dezember 1966 ging es z.B. nach Port Said, Colombo, Freemantle, Melbourne, Wellington, Pago-Pago, Pearl Harbour, Rodmann/Panama, Port of Spain und Vigo. Das waren 29.130 sm in 106 Tagen. Von 1968 bis 1970 lag das Schiff einkokoniert (konserviert) im Marinearsenal Wilhelmshaven. Nach der Reaktivierung am 18.2.1970 kam DONAU zum 2. Schnellbootgeschwader in Wilhelmshaven. Weil der Tender DONAU als Schulschiff für weltweiten Einsatz eine Raumluft-Kühlanlage erhalten hatte, konnte er beim Golf-Einsatz 1991 als Unterstützung für die dort operierenden Minensucher verwendet werden. Im Mittelmeer war DONAU zusammen mit dem 2. Schnellbootgeschwader (jetzt Boote der Klasse 143) im Frühsommer 1994 zehn Wochen im Einsatz. Die Außerdienststellung erfolgte am 1.12.1994. Doch schon am 13. März des nächsten Jahres stellte das Schiff erneut in Dienst, diesmal im Rahmen der „Materialhilfe III“ als SOKULLU MEHMET PASA für die türkische Marine. Im „Weyer 2005/2007“ war das Schiff unter der türkischen Marine noch gelistet…

Eine lustige Begebenheit am Rande: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hatten einmal Witzbolde die Bordnummer durch geschicktes Übermalen in A00 geändert. Erst am nächsten Tag wurde der Tender von einer dänischen Fregatte zur Identifizierung aufgefordert. Mit schnittfestem Schaum vor dem Mund hat sich der Kommandant anschließend die Besatzungen der Boote „zur Brust genommen“; auch der Geschwader-Kommandeur fand „ernste Worte“… Am 15. Juni 1987 kam es in der Danziger Bucht zu einem gefährlichen Zwischenfall. Tender NECKAR hatte im freien Seeraum (internationale Gewässer) eine Übung von polnischen Raketenschnellbooten beobachtet (normale und durchaus übliche Aufklärungsfahrt). Dabei wurde er versehentlich von einer Geschoßsalve eines polnischen Bootes getroffen.

Jürgen Eichardt

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