Schraubstock an Werkbank (Teil 2)

vice on workbench (part 2)

Die Fortsetzung vom Teil 1 der Fotoserie:

Für die Herstellung der beiden Träger (E und F) für die eigentlichen Schraubstockbacken H wird ein Abrund-Fräser (kein Radius-Fräser!) mit Radius 2,25 benötigt. Den werde ich aus Silberstahl selbst herstellen, nix neues für mich. Im Bild der vorgedrehte Fräserkörper aus 8-mm-Rund-Silberstahl. Drehen von Silberstahl bei eher geringen Drehzahlen...!

(kleine Bilder anklicken) Im stehenden Rundtisch wird mit einem 4,5-mm-Fingerfräser (Radius 2,25) die Rundung angefräst - schöner und genauer als mit jedem selbstgeschliffenen Radius-Formstechstahl.

Danach werden mit 180° Versatz die beiden Spanflächen (a) angefräst. Beide Spanflächen zeigen genau auf die Fräsermitte (0° Spanwinkel für das Fräsen von Messing!)

Für das Fräsen der Freiwinkel mit den 4,5-mm-Fingerfräser wird der Teilkopf jeweils 10° weitergedreht und gleichzeitig der Fräskopf 10° geschwenkt. So entstehen die Freiflächen (b) für die Umfangsschneiden. (c) ist hier der Rest von der gedrehten Fläche.

Diese Restfläche muß wenigstens 0,1 mm tiefer gesetzt werden, damit die Schneiden in jedem Fall die am weitesten außen rotierenden Kanten sind. Das kann man feilen, schleifen oder auch fräsen. Egal wie, die schon fertigen Schneiden dürfen nicht beschädigt werden, denn sonst würden sie nicht schneiden. Man darf das nicht übertreiben, sonst würde der Fräser zu sehr geschwächt werden. Ich habe mich für fräsen entschieden. In jeweils 20° Schritten fräse ich die (c) etwas tiefer - an der anderen Seite und bei Verstellung des Fräskopfes wieder um 10° nach der anderen Seite.

Von vorn sieht der Fräser danach so aus.

Am Fräserschaft wird eine Fläche angefräst...

...an welcher mit einem kleinen Kugel-Schleifstift (diamantbeschichtet) der Radius von Hand eingefräst wird.

Der Zweischneider-Abrund-Fräser noch einmal in anderer Sicht, die Freiflächen sind gut zu erkennen.

Erste Fräsproben nach dem Härten zeigen: der Fräser arbeitet richtig. Weil der Fräser recht kompakt ist, habe ich hier auf das Anlassen verzichtet.

 Als nächstes stelle ich die Träger (E und F) für die eigentlichen Schraubstockbacken her. Ich fräse zwei Profile mit Bohrungen 2,5 und 3,2 mm und säge davon Scheiben je 2,2 mm dick ab.

 Für die Arbeit war der Abrund-Fräser noch zu lang. Ich habe seine Stirn in der Art kürzer geschliffen, daß nur eine Schneide (im Bild links-oben) am weitesten nach unten ragt, in beiden Richtungen etwa 10° Freiwinkel.

Eine Fräsprobe mit dem gekürzten Formfräser.

Die Träger-Rohlinge können, weil sie die gleiche Dicke haben, ausragend im Schraubstock gespannt werden.

An der einen Seite werden Stufen 0,7 mm hoch und 0,3 mm breit als Lager für die Schraubstock-Backen H eingefräst....

...und an der anderen Seite die Abrundung mit dem Eigenbau-Fräser.

sieht so aus...

wenn man einige, bisher fertige Teile zusammensteckt, läßt sich ein Schraubstock schon erahnen...

An den Trägern muß noch einiges gefräst werden. Um sie dafür zu halten, werden sie auf Dorne gelötet, die ich aus 7-mm-Vierkant-Messing gedreht habe. (Das Vierbackenfutter meiner WABECO hat einen extrem guten Rundlauf.)

So werden die Teile angelötet. Damit ich beim Löten nicht zu viel "heizen" muß, habe ich die Vierkantstücke mit Ø 6 leer gebohrt. Beim Löten habe ich die Teile auf ein ebenes Stück Pertinax gelegt und mit der Lötkolbenspitze kräftig auf das runde Mittelstück gedrückt. Dabei richten sich die Kanten (des jeweiligen Teils und vom Vierkant) von selbst parallel aus...

 Mit dem Vierkant kann ich sie genau senkrecht stehend im Maschinenschraubstock spannen. Mit einem 0,6-mm-Radius-Fräser (Ø 1,2 mm) wurde 0,6 mm unterhalb der Backenkante eine 0,5 mm tiefe Quernut gefräst... (immer nur 0,1-mm-Späne, so ein Voll-Hartmetall-Fräser hält nicht viel aus!). Für den genauen Fräserversatz: Anfahren an der Oberkante mit dem Kantentaster.

 ...und danach mit dem gleichen Fräser auch an den Seiten die Breite reduziert. Anfahren nicht mit Kantentaster, sondern bei drehendem Fräser bis zum "Ankratzen" (Lupe!)

Die beiden Teile sind ja nicht vollkommen gleich, die Breiten unterhalb der Backen ist unterschiedlich.

Von oben sehen die Backenträger nun so aus.

Im 8° schräggestellten Maschinenschraubstock wurden die Innenseiten der Backenträger noch bis zur Rundung gefräst. (Zehntel- und auch nur 5/100tel-Späne und Beobachtung mit einer starken Lupe)

Ebenso der andere Träger, gut erkennt man die Stufe für die Schraubstockbacken... (ich erinnere: 0,7 x 0,3 mm)

schöner, stufenloser Übergang von der Rundung zur 8°-Fläche...

Die Teile entlötet. Oben liegen die zwei Abfallstücke und darunter die Teile, die jeweils zusammen gehören...

 Die vordere Stirnseite vom Grundkörper wird ebenfalls mit 8° schräg gefräst.

 Die ovale Amboßplatte entsteht aus zwei 0,9 mm dicken Abschnitten von gefrästen U-Profilen. Nach dem Einlöten ragen sie etwa 0,3 mm aus dem Grundkörper heraus.

An der Hinterkante vom Grundkörper sind unten zwei 0,9 mm breite Laschen für das Anschrauben an der Werkbank vorhanden. Vor dem Fräsen des U-Profils werden sogleich die Schraubenköpfe mit angedreht. Die Scheiben werden 0,5 mm dick abgesägt.

Die Laschen löte ich im Lötprisma ein.

Aus anderer Sicht.

In ein Messingstück wird mit einem 1-mm-Fingerfräser 1,8 mm tief eine Ecke gefräst (0,1-mm-Spanannahmen!).

In diese Ecke drücke ich dieses Teil, das schon mit 45° vorgefräst war. Vorher hatte ich die Rundungen fertiggefeilt. In die Ecke stütze ich einen 1,4-mm-Zentrierkörner ("Modellbautechniken", Seite 90 und 110) und kann so...

...in beiden Richtungen in genauen 0,7-mm-Abstand körnen.

Die darauffolgenden 0,5-mm-Bohrungen sitzen genau richtig.

Die Schraubenkopf-Imitate haben einen 0,5-mm-Schaft und einen 0,6-mm-Kopfdurchmesser. Der Schaft ist überlang...

...damit ich die Imitate von hinten einlöten kann.

Nach vorn läuft nahezu kein Zinn durch.

Die überstehenden Enden werden abgekniffen und die Fläche leicht überfeilt. Danach kann das Teil unten am Grundkörper festgelötet werden.

Das L-Profilstück und die Spindel werden mit Sekundenkleber angeklebt. Der Backenträger auf dem Grundkörper mit UHU-schnellfest.

Wie klebt man mit 2K-Kleber richtig? Ein Tropfen vom Kleber wird mit einem 0,4-mm-Draht an die Klebestelle gegeben, die Teile zusammengefügt (leicht angedrückt), seitlich tritt dabei überschüssiger Kleber aus. Die Teile werden wieder getrennt. An einem Teil wird mit einem Ohrreiniger der Kleber vollkommen abgewischt. Am anderen Teil ist noch genügend Kleber. U.U kann man das sogar noch einmal wiederholen. Dann werden die Teile endgültig gefügt und ausgerichtet. Ziel ist es, daß null Kleber seitlich ausquillt.

Die eigentlichen Schraubstockbacken H fräse ich aus Neusilber, weil ich sie am Modell metallblank lassen will und ich sie auch erst nach dem Farb-Spritzen des Schraubstocks anbringe. Die Backen sind 0,85 x 0,4 x 4,2 mm groß. Mit dem im Buch beschriebenen Verfahren ist es kein Problem, diese Maße genau einzuhalten.

 Der vordere Backenträger wird montiert. So kleine Teile muß man zur Montage in einer Vorrichtung halten.

 Schon jetzt freue ich mich auf den mit Farbe gespritzten Schraubstock. Vor Beginn der Arbeit hatte ich im Hinterkopf leichte Zweifel, ob es gut wird - es ist gut geworden...

 Ein Bolzen wird gedreht (Ø 1 und 0,7, 4,5 mm lang) und....

...in die Bohrung am hinteren Ende vom Grundkörper geklebt, er imitiert die hinten ausragende Schraubstockspindel.

Vorn liegen die beiden Schraubstock-Backen H aus Neusilber (eine Art Messing) gemacht. Sie werden erst nach der Farbe in die Stufen der Backenträger geklebt...

In die untere Fläche habe ich zur späteren Befestigung an der Werkbank noch einen 0,6-mm-Ms-Bolzen eingebohrt/-klebt.

Mein Tip: bauen Sie einen solchen Schraubstock in doppelter, dreifacher oder vierfacher Größe...

Für das maßlich richtige Bohren in der Werkbank fertig ich schnell eine Bohrschablone (Koordinaten-Fräsen und -Bohren!).

Im Bild sieht man, wie diese Schablone gegen eine Probekante gestützt wird.

Hier ist die 0,6-mm-Bohrung schon an den Rand der Werkbank (0,4-mm-Ms-Blech) gebohrt.

Und hier sieht man lagerichtig die heruntergeklappte Werkbank-Platte mit dem nur provisorisch eingesteckten Schraubstock.

Der Schraubstock ist gespritzt und die Schraubstockbacken sind eingeklebt.

So kleine Teile spritze ich mit REVELL (Waschbenzin-Verdünnung).

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