1540-mm-Marine-Scheinwerfer

1540-mm-searchlight

Planausschnitt / plan sections

Originalfotos

Zufällig im "Netz" entdeckt: Herr Stefan Gotteswinter baut nach meinen Zeichnungen den Scheinwerfer im M 1:25, prima!

Hier: www.gtwr.de/web/?page_id=315

Auf den großen Kampfschiff-Einheiten der deutschen Kriegsmarine waren ganze Batterien großer Scheinwerfer installiert. Ihr Hauptzweck war die Gefechtsfeldbeleuchtung bei Nacht und schlechter Sicht sowohl beim Kampf gegen See- wie auch gegen Luftziele. So trug das Schlachtschiff BISMARCK z.B. sieben große Scheinwerfer: einen an Vorderkante Gefechtsturm hoch oben in Mitte Schiff, vier Stück auf Plattformen rund um den Schornstein und zwei auf Plattformen am Fuß des hinteren Mastes. Die Scheinwerfer waren stets so aufgestellt, daß sie, wie die Waffenstände, einen möglichst großen „Bestreichungswinkel“ hatten. Außerdem war ihr Aufstellungsort in der Regel möglichst hoch über der Wasserlinie gelegen. Die Kreuzer der K-Klasse und der Kreuzer LEIPZIG hatten seitlich neben dem achteren Schornstein zwei spezielle „Scheinwerfermasten“, auf deren Plattformen vier der je fünf Scheinwerfer montiert waren. Die beiden hintersten Scheinwerfer der PRINZ EUGEN standen auf einer gemeinsamen Plattform am hinteren Mast, jedoch diagonal versetzt. Somit konnte der Scheinwerfer der einen Seite jeweils auch zur Beleuchtung des Seegebiets der anderen Bordseite genutzt werden. Zwei der vier Scheinwerfer am BISMARCK-Schornstein waren mit herabklappbaren Schutzkuppeln versehen. Dies war auch beim Kamin der PRINZ EUGEN in der ersten Zeit so. Im Verlaufe des Krieges verloren die Scheinwerfer als Mittel der Feuerleitung durch das Aufkommen und die Verbesserung der Radartechnik allmählich an Bedeutung. Zeitgleich wurde die Nachrüstung mit leichten Fla-Waffen als Gegenmittel zur Luftüberlegenheit der Gegner immer wichtiger. Aus diesem Grunde wurden die großen Scheinwerfer häufig gegen Fla-Waffenstände auf den gleichen Plattformen ersetzt. So fuhr die PRINZ EUGEN zum Kriegsende von ursprünglich fünf nur noch zwei (die hintersten) Scheinwerfer.

Die großen Scheinwerfer mit einer Lichtöffnung von etwa 1540 mm auf den verschiedenen Schiffen unterschieden sich nur in Details. Konstruiert wurde der Typ „G 150 D“ von Oberingenieur E. Müller. Die Siemens-Schuckert-Werke in Nürnberg (SSW) haben die Scheinwerfer überwiegend aus Silumin – offenbar eine Leichtmetall-Legierung - hergestellt. Von der eingebauten Lampe ist die Typenbezeichnung „Modell 34“ bekannt und daß sie einen Strom von 200 Ampere zog. Durch das Vorhandensein relativ guter Foto-Veröffentlichungen in Ansichten von mehreren Seiten war es mir möglich, die nebenstehende detaillierte Schiffsdetail-Zeichnung im Maßstab 1:25 auf dem Reißbrett anzufertigen. Mit einiger Sicherheit kann man die vorliegende Zeichnung für alle Modelle von deutschen Großkampfschiffen ab Kreuzergröße in der Zeit des Zweiten Weltkrieges verwenden. Zum Druck in unserer Zeitschrift wurde der Plan auf den Maßstab 1:50 verkleinert. Ich stehe aus eigener Erfahrung als Modellbauer auf dem Standpunkt, daß die Vorlagen für den Modellnachbau nie gut genug sein können. Nur wenn man sehr genau weiß, wie die entsprechenden Dinge an Bord wirklich ausgesehen haben, kann man dem Maßstab entsprechend (bei Großkampfschiffen ist es meist der Maßstab 1:100) gut stilisieren, d.h. den Möglichkeiten und Erfordernissen entsprechend vereinfachen. Besonders interessant sind die Schiffsdetail-Zeichnungen für jene Modellbauer, die sich mit dem Bau von Teilmodellen befassen. So könnte man in relativ kurzer Zeit ein sehenswertes Einzelmodell nur vom Scheinwerfer z.B. im Maßstab 1:25 bauen.

Die Grund-Maßdimensionen wurden einem Modellplan entnommen, welcher auf Werftplänen vom Schlachtschiff BISMARCK („Gally-Plan“) basiert. Die Proportionen der kleineren Details am Scheinwerfer wurden aus den Fotos herausgerechnet oder in Einzelfällen auch nur geschätzt. Auf der zumeist vollkommen waagerechten Decksplattform steht ein flacher Drehsockel für die Seitenrichtung. Bei Decks mit Balkenbucht müßte der unterste Ring dieses Sockels diese Schräglage ausgleichen, damit der Scheinwerfer waagerecht steht. Das Handrad (a) dient dieser Seitenrichtung. Mit zwei Knebeln (b) kann der Drehsockel bei schwerer See geklemmt werden. Auf dem Drehsockel steht der untere L-förmige Teil der Scheinwerfer-„Lafette“ als großes Hohl-Gußteil mit zahlreichen Wartungsöffnungen. An der Oberkante dieses L-Teils sitzt ein Schwenklager (c). Hier ist die Traggabel (d) in Querrichtung schwenkbar aufgehängt (Schwenkbereich nach beiden Seiten 15°). Diese ist aus insgesamt fünf Gußteilen (Gußteile stets mit kräftig gerundeten Kanten) mit angegossenen Flanschen zusammengeschraubt. Die beiden vordersten sind Lager (e), in denen das runde Scheinwerfergehäuse in der Längsrichtung schwenkbar aufgehängt ist. Mit der Kurbel (f) kann die Höhenrichtung des Scheinwerfers vorgenommen werden. Seitlich am Scheinwerfergehäuse sitzt ein Zahnsegment (g) mit sehr kleiner Zahnung. Über ein Ritzel, das unter einer Verkleidung (h) sitzt, wird die Höhenrichtung vorgenommen. Etwas unklar ist mir, warum das Zahnsegment über einen Bereich weit über 180° reicht. Glaubt man der Konstruktion, so müßte der Scheinwerfer von „nach unten“ (?) bis viel weiter als „nach oben“, also sogar leicht nach hinten zu richten sein. Für den Modellnachbau ist bedeutungsvoll, daß die Achse zur Querschwenkung (j), die Achse des Scheinwerfergehäuses (k) und die Achse zur Längsschwenkung (l) auf jeweils drei unterschiedlichen Höhen liegen. Das Scheinwerfergehäuse ist mit den beiden Schwenkachsen (l) etwas über den Schwerpunkt aufgehängt, damit das Gehäuse quasi „aus eigener Kraft“ das Bestreben hat, waagerecht zu hängen. Dieses Außermitte-Setzen ist vergleichbar mit den Schildzapfen alter Kanonen. Diese sind stets etwas unterhalb der Rohrachse angegossen, damit das sog. Bodenstück des Kanonenrohres im Moment des Abfeuerns sicher nach unten gegen den Richtkeil drückt. Die technische Ausstattung des Scheinwerferstandes mit der umfangreichen Elektrik und den vielen Wartungsöffnungen läßt vermuten, daß die Scheinwerfer wie die moderneren Waffenstände dieser Zeit dreiachsig seegangs-stabilisiert waren. Ein einmal aufgefaßtes Ziel konnte daher unabhängig von den Schiffsbewegungen kontinuierlich verfolgt werden. Möglich wurde das höchstwahrscheinlich durch Kreisel-Steuerungen und nachgeschaltete Drehmelder und Richtgetriebe. Ein solcher Scheinwerferstand war also in erster Linie auch ein Meisterwerk der Feinmechanik.

Auf dem Scheinwerfergehäuse sitzt oben, etwa 30° nach „Steuerbord“ geneigt, eine große Lüfterhaube (Schnitt G-G), welche die Hitze im Innern ableiten soll. Fotos habe ich so gedeutet, daß die Frontscheibe vollkommen eben ist (vgl. Schnitt H-H). Diese Scheibe wird von drei waagerechten Schutzstreben geschützt. Hinter der Schutzscheibe erkennt man etwa 16 senkrechte Blechstreifen. Es ist denkbar, daß diese Streifen schwenkbar sind, damit die Lichtöffnung freigegeben werden kann. Der lange, nach unten hängende Hebel (m) öffnet wahrscheinlich diese Lamellen, womit auch Lichtsignale mit dem Scheinwerfer abgegeben werden können. An der Unterseite der Traggabel sind zwei Augen (n) angeschraubt. Zwischen diesen und entsprechenden Augen an Deck können Stropps mit Spannschrauben gezurrt werden. Somit wäre die Gabel bei schwerer See festgesetzt und die Schwenk-Mechanik geschützt. An den beiden Augen (o) wird der gesamte Scheinwerferstand bei der Kranmontage aufgehängt. Die Abwicklung des Scheinwerfergehäuses vermittelt die Anordnung der Geräte rundum im gleichen Maßstab.

An dieser Stelle danke ich Herrn Josef Kaiser, der einen hervorragenden Bildband über das Schlachtschiff BISMARCK herausgebracht hat, für Detail-Informationen zu den Scheinwerfern. In dem Bildband (ISBN 3-938494-01-8) sind mehrere recht gute Fotos von diesen Scheinwerfern abgebildet.

Jürgen Eichardt

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