Polnisches Feuerlöschboot STRAZAK-25

polish fire extinguishing boat STRAZAK-25

Bei vielen Schiffsmodellbauern erfreuen sich Feuerlöschboote besonderer Beliebtheit. Es sind meist herrliche Spezialschiffe mit formschönen Rümpfen, interessanter Technik und Farbgebung. Leider ist es so, daß man auf Ausstellungen und den Modellgewässern stets die gleichen (deutschen) Feuerlöschbootstypen zu sehen bekommt. Ich möchte deshalb hier ein polnisches Feuerlöschboot vorstellen und damit zu dessen Modellnachbau anregen.

Ich möchte kurz auf die Vorgängertypen eingehen. In den Jahren 1959 und 1960 wurden für die DDR-Seestreitkräfte fünf Feuerlöschboote des Projekts 61 (Bild 1 ) (kleine Bilder anklicken) in Dienst gestellt. Die Boote waren 88 t schwer und kamen von der Yachtwerft Berlin. Auf der Grundlage dieses Projekts erarbeitete das Maritime Institut in Gdansk eine leicht vergrößerte (138 t), polnische Serienversion (Bild 2 ). Die vier danach auf der Schiffswerft Berlin-Köpenick für Polen gebauten Boote (STRAZAK 3, 11, 21 und 22) waren 32,20 m über alles lang, 5,90 m über die Scheuerleisten breit und hatten einen Tiefgang von 1,70 m. Zwei 6-Zylinder-Dieselmotoren „6NVD“ von je 270 PS Leistung gaben den Booten über zwei Festpropeller eine Geschwindigkeit von 12 kn. Drei Hilfsmotoren von 160 – 180 PS Leistung trieben drei kombinierte Lenz- und Feuerlöschpumpen von je rund 300m³/h. Die Stammbesatzung bestand aus 12 Mann.

Im Jahre 1976/77 baute die WISLA-Werft in Gdansk nach dem in Polen entwickelten Projekt PSZ-1000 zwei etwas größere Feuerlöschboote (STRAZAK-4 und -24). Die nicht besonders schönen Boote (Bild 3 ) sind 32,70 m über alles lang, 6,80 m breit und haben einen Tiefgang von 1,95 m. Zwei Wola-Dieselmotoren vom Typ „36H12A“ von je 500 PS Leistung (zwei Propeller) machen die Boote 13,5 kn schnell. Jedes Boot hat 13 Mann Besatzung. Auf der Maschinenraumhabe ist eine hydraulische Hebebühne mit einer Feuerlöschkanone im Arbeitskorb installiert. So können Brände auf flachen Schiffen besser „von oben herab“ bekämpft werden. Drei weitere Löschmonitore gibt es auf dem Fahrstand und im Masttop. STRAZAK-4 war in Gdansk und STRAZAK-24 in Szczecin stationiert.

STRAZAK-25 (unsere Skizze ) ist eines von drei Booten des Projekts PSP-2700 (Schwesterschiffe: STRAZAK-5 und 14). Gebaut hat sie ebenfalls 1976 die Werft „Nauta“ in Gdynia. Die Boote sind erheblich größer (37,30 x 9,20 x 3,20 m) und haben ein modernes Design. Das Strahlrohr der obersten Löschkanone befindet sich mehr als 16 m über der Wasserlinie im Masttop. Zwei weitere Löschkanonen stehen diagonal versetzt auf der Decke des Fahrstands. Der vierte Löschmonitor befindet sich im Korb der Hebebühne, die bei diesem Boot jedoch wesentlich höher auf dem Aufbaudeck steht. Dreierbündel von Löschdüsen sind fest eingebaut: im Bug- und Heckschanzkleid sowie querab sprühend an Außenkante Maschinenraumhaube. Zum Löschen und Lenzen lecker Schiffe gibt es zwei Pumpen mit einer Leistung von 600 m³/h. Angetrieben wird das Feuerlöschboot von einem 12-Zylinder-Dieselmotor Cegielski-Fiat Typ „B30-12SS“ von 2.700 PS Leistung, woraus über den Verstellpropeller in einer Korddüse eine Geschwindigkeit von 14 kn resultiert. Die Korddüse ist auf Höhe des Propeller-Drehkreises als Ruder schwenkbar. Dahinter steht zur Feinsteuerung ein schmales Spatenruder. Die Fahrstrecke ist mit 420 sm angegeben. Die umlaufende Gummi-Scheuerleiste und das allseits nach innen geneigte Schanzkleid geben dem Boot gute Bugsiereigenschaften. Der Rumpf hat eindeutige Eisbrecherform (schräg stehende Vorsteven und Bordwände) mit starkem Kielfall. Die Besatzung besteht aus 15 Mann. Die Stationierungsorte der drei Boote sind: STRAZAK-5 in Gdansk, STRAZAK-14 in Gdynia und STRAZAK-25 in Swinoujscie. Dort konnte ich noch zu DDR-Zeiten und nicht ohne Probleme (ich saß rund 2 Stunden bei der Hafenpolizei in „Untersuchungshaft“) die beigegebenen schwarz-weiß-Fotos machen.

Von STRAZAK-14, der sich in zahlreichen Details von STRAZAK-25 unterscheidet, gibt es einen 1:25-Modellplan der Spitzenklasse. Gezeichnet hat ihn der Modellplanautor Ryszard Chrzanowski aus Gdynia. Er ist nach meiner Einschätzung der weltweit beste Modellplangestalter. Der Plan besteht aus zehn A1-Bögen. Man findet auf ihnen kaum eine streichholzschachtelgroße Fläche ohne Zeichnungs-„Informationen“. Fast alle kleineren Details sind für eine bessere Darstellung im M 1:10 (!) gezeichnet. Den Modellplan und eine zugehörige Fotoserie (210 Fotos) kann man nur vom Zeichner direkt beziehen. Vom Kunststoff-Beiboot und von der Bugankerwinde gibt es unabhängig davon bei mir eine Schiffsdetail-Zeichnung.

Jürgen Eichardt

Fotos: 

Foto 01: Es gibt auch Fotos von dem Boot, bei denen der rote Anstrich höher bis über die Fensterreihe reicht.

Foto 02: Der untere Teil der Brückenfront mit der Schiffsglocke.

Foto 03: Steuerbordansicht des Brückenaufbaus.

Foto 04: Der Fahrstand hat eine Schrägkappe mit Fenstern.

Foto 05: Nahaufnahme der Löschkanonen auf der Fahrstanddecke.

Foto 06: Am linken Bildrand (abgedeckt) ein Schraubstock! Oben sehen wir ein Kunststoff-Beiboot PALTUS. Das Klappfahrrad muß man nicht mit bauen.

Foto 07: Die Decks sind mit Warzenblech belegt; hier das Achterdeck.

Foto 08: Die Plattform im Masttop ist mit Lichtgitterrosten ausgelegt. An der Achterkante führt die Steigleiter nach oben.

Foto 09: In Bildmitte der Niedergang zum Maschinenraum. An der Backbord-Seite der kleine Kran zum Aussetzen des Beibootes.

Foto 10: Auf einer Vorauskonsole eine Radar-Drehantenne.

Foto 11: Hier erkennt man die zusammengefahrene Hebebühne recht gut. Der Kamin von STRAZAK-14 ist breiter.

Foto 12: Noch ein Blick über das Achterdeck. Am linken Bildrand das Heck-Dreierbündel Schaum-Löschmonitore.

Foto 13: Das Modell STRAZAK-14 im M 1:33,3 vom polnischen Modellbauer Kryszof Blaida.

Foto 14: Auf dem Vordeck die fein detaillierte Bugankerwinde vom Typ „WKV 37/40“ (meine Schiffsdetail-Zchng. Best.-Nr. sd035).

Foto 15: Der Modellbauer hat die Möglichkeiten des genannten Modellplanes nicht einmal voll ausgeschöpft, dennoch ist ein exzellentes Modell entstanden.

Foto 16: Zum Schutz der Rumpfseiten hängen die üblichen Autoreifen über die Scheuerleiste.

Foto 17: Hier noch ein schönes Foto vom Boot STRAZAK-25.

zurück/back  |  home