US-frigate HAWES
Bei der US-Navy wurden ab 1975 die
Lenkwaffen-Fregatten der OLIVER HAZARD PERRY-Klasse gebaut. Sie sind als Ersatz
für die in den 60er und 70er Jahren gebauten Klassen, vor allem der zahlenmäßig
großen KNOX-Klasse
(kleine Bilder anklicken) vorgesehen. Haupteinsatzzweck
der US-Fregatten ist der Begleitschutz von Träger-Kampfgruppen, amphibischen,
Nachschub- und Handelsschiffs-Konvois. Das äußere Erscheinungsbild folgt dem
Trend der 70er Jahre: große Rümpfe mit kastenartigen Aufbauten, die viel
Innenraum haben. Um die Baukosten möglichst gering zu halten, wurden einfache
Bau-Sektionen von 35 bis 400 Tonnen Gewicht entworfen, die von zahlreichen
Werften vorgefertigt werden können. Um spätere Einbauten problemlos auszuführen,
wurde von Baubeginn an eine „Verdrängungsreserve“ vorgesehen. Auch die
Antriebsanlage ist in dem Sinne sehr kostengünstig, da die gleichen Gasturbinen
„General Electric LM 2500“ von je 20.000 PS Leistung bei den etwa zeitgleich
entstehenden Zerstörern der SPRUANCE-Klasse
,
bei den Aegis-Kreuzern der TICONDEROGA-Klasse
und den späteren Zerstörern der ARLEIGH BURKE-Klasse
eingebaut wurden. Bei den genannten, größeren Klassen zu je vier Stück, dagegen
bei der PERRY-Klasse
nur zwei Stück nebeneinander. Über Getriebe wird die Kraft der Turbinen auf nur
einen fünf-flunkigen Verstellpropeller
übertragen – auch das ist ein Zugeständnis für niedrige Kosten. Den
Ein-Propeller-Antrieb gab es schon bei den vorangegangenen Fregatten-Klassen.
Zudem sollen die Turbinen wartungsarm und leicht auswechselbar sein. Die
Höchstgeschwindigkeit ist mit 29 kn angegeben; die Fahrstrecke 4.500 sm bei 20
kn Fahrt. Eine Neuheit stellen die beiden unter dem Rumpf ausfahrbaren
Hilfs-Antriebsaggregate (in meiner Skizze Höhe Spant 15) für Notfahrt und
Hafenmanöver von je 325 PS dar. Mit ihnen kann 6 kn Fahrt erreicht werden.
Die PERRY-Klasse ist eine
gelungene Konstruktion. Das sieht man an den Bauzahlen: ursprünglich sollten 75
Boote gebaut werden. Tatsächlich sind allein auf US-Werften bisher 61 Einheiten
gebaut worden; davon vier für die australische Marine. Inzwischen hat Australien
zwei Lizenzbauten in Dienst gestellt. In Spanien laufen sechs Eigenbauten und
Taiwan fährt acht Boote, die ebenfalls auf geänderten PERRY-Entwurf auf eigenen
Werften entstanden sind. Einige Marinen fahren von der US-Navy außer Dienst
gestellte Boote: Ägypten vier, Bahrain eine, Polen zwei
und die Türkei acht Boote. Lebenswichtige Einbauten (Maschinen, Magazine,
Kampfzentrale usw.) sind gegen Trümmerbruch und Splitterschäden mit 19 mm
starkem Stahl-, Alu- oder Kevlar-Decken geschützt. Inzwischen gibt es zahlreiche
Einsatz- und sogar Kampferfahrungen (Golfregion). Die betroffenen Boote konnten
repariert und neu in Dienst gestellt werden. Durch viele Nachrüstungen und
Umbauten im Detail gleicht inzwischen kaum ein Boot dem anderen. Grundsätzlich
muß man zwischen zwei Rumpflängen unterscheiden: die „short hull“- und die „long
hull“-Varianten. Beide haben die gleiche Länge in der Wasserlinie. Die
Gesamtrumpflängen sind 445 Fuß (135,64 m) bzw. 453 Fuß (138,07 m). Die Breite
kommt auf 45 Fuß, das sind 13,72 m. Der Tiefgang beträgt ohne Sonardom 4,51 m.
Die Maximalverdrängung beträgt bis zu 4.100 t. Die „Langrümpfer“ (auch USS HAWES)
haben einen schräger gestellten Heckspiegel. Die Maßnahme war nötig, um die sog.
RAST-Anlage in das Landedeck am Heck einzubauen. RAST nimmt den gelandeten
Hubschrauber auf, sichert ihn (Seegang!) und zieht ihn in kürzester Zeit in den
Hangar. In unserer Skizze erkennt man die beiden gewinkelten Bahnen von RAST auf
dem Heli-Deck. Ab FFG 36 gibt es nur noch lange Rümpfe. Fünf vorher gebaute
PERRY-Fregatten erhielten nachträglich RAST.
Der Schwerpunkt bei der Bewaffnung
der PERRY-Klasse liegt bei der Luftabwehr. Für die Luftabwehr wurden für alle
drei Abwehrbereiche (Fern-, Mittel- und Nahbereichsabwehr) Waffen eingebaut. Für
die Fernabwehr ist auf dem Vorschiff die Raketen-Startanlage Mk13
installiert. Im darunter eingebauten Rundmagazin lagern stehend 36 Stück 2 Mach
schnelle Raketen „Standard“ (Luftabwehr)
und vier Stück 0,9 Mach schnelle „Harpoon“. Das Leitradar Mk92 für diese Raketen
steht oberhalb der Brücke. Die Mehrzweck-Rohrwaffe 76-mm-Mk75 „OTO-Compact“
steht mittschiffs an ungewöhnlicher Stelle; ein Stück weiter vorn das zugehörige
Leitradar SPG60
(Danke, Herr Thomas Matzer, für das Foto Ihres gigantisch guten
Modells). Für die Abwehr gegen Flugzeuge und Raketen im Nahbereich –
quasi als „letzte Waffe“ – wurde bei den PERRY-Fregatten erstmals die
20-mm-„Phalanx“ Mk15
(Modellbau: Thomas Matzer) an der Achterkante des Hangars
eingebaut. Die Waffe hat für eine hohe Feuerkadenz (bis 4.500 Schuß/min) sechs
rotierende Läufe. Das Magazin faßt bis zu 1.550 Patronen gegurtete Munition. Das
Feuerleitradar ist in den Waffenstand integriert. Damit diese Waffe rundum
freies Schußfeld hat, sind die drei Stabantennen auf dem Hangar umklappbar
konstruiert (vgl. Heckansicht). Erst nach dem Terror-Angriff auf den Zerstörer
USS COLE
mit einem Selbstmord-Sprengboot erhielten auch alle PERRY-Fregatten
kleinkalibrige Maschinenkanonen unterschiedlichen Typs nachgerüstet.
Für die U-Boot-Bekämpfung haben
die Fregatten leistungsfähiges Bugsonar (Skizze Höhe Spant 18) und einige Boote
Schleppsonar „TACTASS“. Bei der Heckansicht ist links oben der runde
Kabelaustritt für dieses Gerät zu sehen. Die beiden Öffnungen rechts unten sind
die Austrittsöffnungen für die ebenfalls geschleppten Geräuschbojen „NIXIE“,
welche zur Täuschung gegnerischer Torpedos starke Geräusche entwickeln. Die
beiden Hubschrauber („Sikorsky SH-60 Sea Hawk“
oder „SH-60B LAMPS III“ tragen U-Jagd-Torpedos Mk46 oder Mk50 oder auch
Wasserbomben. Die gleichen Torpedos können von Drillings-Rohrsätzen
Mk32
– mittschiffs auf den Seitengängen – verschossen werden.
Charakteristisch für das Design der Klasse ist der extrem schräg stehende Vorsteven, die hohen Schanzkleider am Backdeck, die beiden geradestehenden Gittermasten und der weit hinten angeordnete Stummelschornstein. Das weiß aufgemalte Quadrat auf dem Vordeck ist die Übergabezone, auf welcher Lasten vom Hubschrauber abgesetzt werden können. Zusätzlich haben die Fregatten Einrichtungen zur In-See-Versorgung. Die entsprechenden Galgen erkennt man an der Brückefront und an der Achterkante des Hangars. Die Boote fahren nur einen Buganker in einer tiefliegenden Klüse an der Steuerbordseite. Während bei den ersten Booten auf einem Podest an der Backbordseite noch ein spitzgattes Beiboot gefahren wurde, sieht man heute nur noch sog. RHIB-Speed-Boote an gleicher Stelle. Die Fangnetze seitlich am Landedeck sind hochklappbar. Bei den Kurzrumpf-Booten werden auch Netze an der Spiegelkante geklappt. Neben dem hohen Vierbein-Gittermast steht an Steuerbordseite ein kurzer, konischer Schornstein – sicherlich die Abgasleitung von Hilfsmaschinen. Davor stehen vier querab bzw. schräg voraus feuernde sechsrohrige Starter für Täuschraketen. Inzwischen wurden die Boote auch mit Flossen-Stabilisatoren nachgerüstet.
Extrem gute Fotos in hoher Auflösung bekommt man auf der
Internet-Seite
www.news.navy.mil (relativ lange Ladezeiten, doch es
lohnt sich). Unterlagen für den Modellbau von USS CLIFTON SPRAGUE (FFG 16) im M
1:96 bekommt man bei „The Floating Drydock“, P.O.Box 250, Kresgeville, PA 18333,
in den U.S.A., (http://floatingdrydock.com),
drydock@ptdprolog.net (Katalog anfordern!). Den
gleichen Plan kann man auch zu reduziertem Preis im M 1:192 erwerben. Der Plan
von USS OLIVER HAZARD PERRY (FFG 7) im M 1:192 dürfte dagegen nicht so gut sein?
Die genannte Fa. bietet auch einen Fiberglas-Rumpf von der PERRY-Klasse im M
1:96 an. Von der polnischen PERRY-Fregatte GEN. K. PULASKI gibt es einen
Karton-Modellbogen im M 1:250. Hier ein Foto vom Kartonmodell meines Freundes
Oleg Chotko aus Weißrussland:
.
Von den Bordhubschraubern SH-60 gibt es Plastic-Kits in den Maßstäben (1:35,
1:48) 1:72 und 1:100!
Jürgen Eichardt
Hier noch zwei Fotos von der
PERRY-Fregatte vom Meister-Modellbauer Thomas Matzer:
.
Mit der gekonnten Alterung, Gebrauchsspuren usw. glaubt man oft das
Originalschiff zu sehen, einfach super!
Weitere Fotos:
Foto 1:
(Danke Herr Hartmann,
www.warships.de ) USS HAWES in einer
Backbord-Ansicht im Jahre 2003.
Foto 2:
HAWES läuft hier, zurückkehrend vom Golf-Einsatz, unter Schlepperassistenz in
Norfolk (VA) ein. Im Vorbeifahren konnte ich die Fregatte ausgiebig
fotografieren. In Norfolk waren seinerzeit noch weitere vier PERRY-Fregatten
stationiert.
Foto 3:
1 –
Feuerleitradar „Sperry Mk92“, 2 – Luftsuchradar „Raytheon SPS49(V)4“,
3 – Feuerleitradar „SPG60“, 4 – Satelliten-Navigations-Antennen, 5
– Störradar „SLQ32(V)2“, 6 – TR-Drilling Mk32 für U-Jagd-Torpedos, 7
– Speed-Boot, 8 – Täuschraketen-Werfer „Mk36 SRBOC“, 9 –
12,7-mm-Maschinenkanone, 10 – „Sidekick“-Antenne als Zusatz zu SLQ32(V)2
Foto 4:
HAWES in einer Bb-Bugansicht in der Navy-Base. An der Brückenfront sieht man die
mächtigen Galgen für die In-See-Querab-Vorsorgung. Am Brücken-Schanzkleid die
bunten Ordensspangen vom Schiff.
Foto 5:
HAWES noch beim Anlegen. Links neben dem konischen Vierbeinmast der kleine
Schornstein, links davon die zwei "Schüsseln" der Satelliten-Navigation. Auch
die Buchstaben an der Brückenseite (E und H und die Striche) sind
Auszeichnungen. Schön sind die Zweckbauten nicht, es gibt schönere Schiffe! Das
aufgeschweißte Band etwas unterhalb der Kante Seite-Deck ist eine
Rumpfverstärkung (Seegang).
Foto 6:
Bei USS CLARK sind an den Rumpfseiten zwei Verstärkungsbänder übereinander
angeschweißt. Die Hangar-Tore öffnen nach oben. Rechts sieht man die große
klüsenartige Öffnung für das Schleppsonar TACTASS.
Foto 7:
Schöne Aufnahme von USS KLAKRING. Die US-Navy fährt das Sternenbanner gern
überdimensional groß (?).
Foto 8:
Exakte Bugaufnahme, die australische HMAS MELBOURE (III) beim Wendemanöver.
Foto 9:
Das RHIB-Speed-Boot von USS INGRAHAM wird ausgebracht. Auf dem unteren Deck
sieht man eine abgedeckte Maschinen-Kanone.
Foto 10:
Hier nun ohne Abdeckung, die 25-mm-MK "Bushmaster" Mk38. Im Hintergrund die drei
Rohrdeckel vom TR-Drilling Mk32.
Foto 11:
Das "Patches" von HAWES mit dem Motto:
Immer
bereit für immer furchtlos, naja....