8,2-m-Motorbarkasse (Kriegsmarine)

8,2-m-motor-launch (Kriegsmarine)

Planausschnitt / plan sections

Vor ein paar Jahren habe ich den Modellplan „Flottentorpedoboote T22 - 24“ erarbeitet. Ich bezeichne diesen Plan in meinem Katalog als „werftplanähnlich“, weil er im Gegensatz zu meinen anderen Modellplänen nicht alle Details in Ansichten und Schnitten zeigt. Dennoch kann nach diesem Plan ein zumindest „mittelprächtiges“ Modell gebaut werden.

Neben dem vorderen Schornstein wird bei diesen „Leichtzerstörern“ in Klappdavits an der Steuerbordseite eine Motorbarkasse gefahren (vgl. Planausschnitt Bild 1). Aus den Unterlagen gingen nur die äußeren Konturen, der Aufstellungsort und in sehr bescheidenem Maße die Inneneinrichtung für dieses Beiboot hervor. Ich habe mir deshalb als Ergänzung zum oben genannten Modellplan die Aufgabe gestellt, eine aussagekräftigere Zeichnung zu entwerfen. Ein Linienriß sowie gute Fotos waren nicht vorhanden. Im ersten Schritt wurde deshalb die Rumpfform in Anlehnung an andere ähnliche Barkassen gegißt (geschätzt) und mit Straklatten gestrakt. Auch die anderen Details wurden nach den Üblichkeiten der Marinebeiboote der deutschen Kriegsmarine in jener Zeit „nachempfunden“. Die Zeichnung ist deshalb „nur“ als Rekonstruktion anzusehen. Sicher wurden diese Barkassen, außer bei den Flottentorpedobooten, auf weiteren Kampfschiffen gefahren.

Die Motorbarkasse ist trotz ihrer Einfachheit ausgesprochen schön. Man hatte damals noch ein Gespür für schöne Bootsformen. Sie hat eine Gesamtlänge (ohne Fender) von 8,20 m. Die Rumpfbreite beträgt (ebenfalls ohne Scheuerleiste) 2,40 m. Die V-Spanten des Vorschiffs gehen nach hinten in oben eingezogene U-Spanten über. Diese Achterschiffsform ist von Sportjachten hinlänglich bekannt. Vorsteven und Kiel sind mit einem durchgehenden Flacheisen-Profil bewehrt. Ein Gußteil aus Stahlguß als Hinterstevenstück bildet den Übergang vom Wellenaustritt im Kiel über ein Wellenstützlager bis zur sog. Ruderhacke als untere Abstützung des Ruders. Es dient gleichzeitig als Propellerschutz gegen Grundberührungen. Das Boot wird von einem rechtsdrehenden Bronze-Festpropeller von 50 cm Ø angetrieben. Zwei ebenfalls mit Flacheisen bewehrte Scheuerleisten reichen über die gesamte Bootslänge und um die Spiegelecken herum. Das Spiegelheck ist eben und leicht schräg gestellt. Die gleiche Schrägstellung hat übrigens auch die Hinterkante des Ruders! Als Arbeitsboot fährt die Barkasse insgesamt drei aus Tauwerk geflochtene Fender, die auf konsolartigen Holzschultern aufliegen und von Spannschrauben festgezogen werden (vgl. Ansicht G). Die offene, von einem Süllrand umschlossene Plicht reicht fast über die gesamte Bootslänge und ist durch zwei Querwände in drei Räume unterteilt. Im mittleren Raum befindet sich der Bootsmotor mit Bootswendegetriebe. Motor und Getriebe sind mit Blechhauben abgedeckt. Bei der Getriebehaube ragt der Kuppelhebel nach oben heraus. Der Motorraum ist mit Warzenblech-Flurplatten ausgelegt. Die Abgasleitung des Bootsmotors wird unter den Flurplatten und Sitzen zum Heck geführt. An der Steuerbordseite des Spiegels ist die Auspufföffnung. Etwas nach Backbord versetzt steht der Steuerstand. Von ihm fährt ein Kettentrieb (a) – im Kaliber wenig größer als eine Fahrradkette – über mehrere Umlenk-Rollen zur sog. Ruderleitung (b) an der Backbordseite. Sie besteht aus zwei Teil-Wellen, mit einem Kardangelenk (c) verbunden. Im Heck wird die Ruderbewegung über ein Kegelradgetriebe und einen Schneckentrieb auf den Ruderquadranten (d in Bild 2) übertragen. Damit Wartungsarbeiten an der verdeckten Ruderleitung durchgeführt werden können, sind in der Rückwand der hinteren Plicht Klappen (e) eingebaut.

An der Steuerbordseite der Motorenplicht ist eine Hand-Lenzpumpe (D-D) montiert. Der zugehörige Schwengel steckt in einer Halterung daneben. Die Ansaugleitung reicht bis zum Saugkorb in der Pilge. Für den Steuermann gibt es einen Klappsitz (bei D-D heruntergeklappt). Stauraum für Bootszubehör (Notproviant, Wasserfaß, Werkzeug, Rettungswesten usw.) gibt es unter den Sitzbänken reichlich. Die Lattengrätings sind herausnehmbar. Sie haben Durchbrüche für die wegnehmbaren Heißstangen (f). Die Heißstangen werden oben mit seitlichen Ketten (g) zur Innenseite des Süllrandes gesichert. Ohne sie würde das Boot beim Ein- und Aussetzen seitlich wegkippen (Schwerpunktlage!). In anderen Fällen sieht man oft auch Stangen anstelle der Ketten. Auf dem kurzen Backdeck, unter dem es eine kleine „Vorpik“ gibt, sind zwei Lichtkästen mit Seitenlaternen aufgestellt. Die Zuleitungskabel reichen zu Steckdosen an der Innenseite des Süllrands (B-B).

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