533-mm-Einzeltorpedorohr "Toro UJ 2"

533-mm-single torpedo tube "Toro UJ 2"

Bei der Erarbeitung meiner Schiffsdetail-Zeichnungen benutze ich in der Regel stets unterschiedlichste Unterlagen und Quellen. Es ist erfreulich, daß ich zunehmend Hilfe und Unterstützung von Lesern der MODELLWERFT erhalte. Im Falle des 533-mm-Einzel-Torpedorohrs „ToRo UJ 2“, welches auf verschiedenen Kampfschiffen der Bundesmarine zum Abschuß von U-Jagd-Torpedos Typ Mk44-1 und „Seeschlange“ gefahren wurde, waren die Hauptquelle eine kleine Serie recht guter Fotos von einem solchen Waffenstand, installiert auf einem U-Jäger der THETIS-Klasse, die ich durch Zufall auf einer Webseite im Internet gefunden habe. Daneben hatte ich noch zwei klare Fotos von Bord eines Zerstörers der HAMBURG-Klasse. Die Haupt-Maßdimensionen entnahm ich Werftplänen von der KÖLN-Klasse (Klasse 120), die mir der Buchautor Wolfgang Harnack und Dr. Reinhard Jaschik freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben. Und im Frühjahr 2006 hatte ich zudem Gelegenheit, das von Herrn Jürgen Wolf in überdurchschnittlich guter Qualität gebaute 1:55-Modell von der Fregatte AUGSBURG (KÖLN-Klasse) zu fotografieren. Bei allen genannten Herren möchte ich an dieser Stelle herzlich danken.

Die 533-mm-Einzel-Lancierrohre für den Abschuß von U-Jagd-Torpedos sah man erstmals bei den Fregatten der KÖLN-Klasse (je vier Stück), bei den Zerstörern der HAMBURG-Klasse (je vier Stück), beim 5.000-t-Schulschiff DEUTSCHLAND (vier Stück) und bei den etwa zeitgleich entwickelten U-Jägern der THETIS-Klasse (ebenfalls je vier Stück). Auf dem größeren U-Jäger HANS BÜRKNER, der Einzelschiff blieb und eigentlich fast ausschließlich als Erprobungsträger diente, kamen die beiden vorgesehenen Torpedorohre auf dem Achterdeck nie zum Einbau. Die HAMBURG-Boote hatten anfangs noch zusätzliche Torpedorohre (drei im Bug und zwei im Spiegelheck eingebaut) für konventionelle Torpedos gegen Überwasserkampfschiffe. Außerdem sollte man zur HAMBURG-Klasse wissen, daß die Boote in der ersten Zeit nur zwei „Toro UJ 2“ fuhren. Bei Modernisierungen nachgerüstet wurden diese Einzelrohre auch bei den ersten Zerstörern der Bundesmarine, den Leihzerstörern der FLETCHER-Klasse Z1 bis Z6 (je zwei Stück) und bei der Schulfregatte RAULE (zwei Stück). Insgesamt wurden also wenigstens 78 derartige Waffenstände eingebaut.

Bei den KÖLN- und HAMBURG-Booten waren die Einzelrohre mit geringem Abstand auf den Seitengängen hinter dem Deckshaus aufgestellt. Somit konnten die Nachladetorpedos beim Nachladen durch das jeweils vordere Rohr und über kurze Stützböcke zwischen den Rohren geschoben werden. Schiffbauseitig sorgen flache Sockel (a) dafür, daß die Drehsockel (b) waagerecht zur Konstruktionswasserlinie stehen. In meiner Zeichnung habe ich die Höhe der Untersockel (a) so gezeichnet, wie sie bei der KÖLN- und THETIS-Klasse zu finden waren. Bei Deckssprung sind die Untersockel so unterschiedlich hoch, daß die hintereinander liegenden Rohrachsen in einer Flucht liegen. Nach den vorliegenden Fotos sieht es so aus, daß diese Sockel bei der HAMBURG-Klasse fast doppelt so hoch waren. Das Zwischenstück zwischen dem Drehsockel und dem längeren Rohrstück ist ein Kegelstumpf (40° Kegelwinkel). Vorn ist mit einem Flansch (Schnitt A-A) noch ein kürzeres Rohrstück angeschraubt. Beim Schnitt B-B habe ich den 533-mm-U-Jagd-Torpedo im Innern des Rohres gestrichelt angedeutet. Der Torpedo gleitet, wie üblich, in vier Längsschienen. Für den Torpedoschuß muß die vordere Klappe geöffnet werden. Das macht der Torpedogast mit einer Kurbel, die auf einen Achsstummel (c) gesteckt wird und über die lange Welle (d) die Klappe öffnet. Höchstwahrscheinlich wird dabei über die kleine Welle (g) gleichzeitig der übliche Haltebolzen entriegelt. Bei Nichtgebrauch steckt diese Kurbel auf einem Zapfen auf dem Scharnierlager. Wie die geöffnete Klappe aussieht, habe ich bei der Ansicht L gezeigt. Die gleiche Kurbel wird auch benötigt, um den hinteren Rohrverschluß zu öffnen. Dazu wird die Kurbel auf einen Zapfen (e) gesteckt und über einen Ritzelantrieb der Preßring (f) einen kleinen Betrag verdreht. Es ist weiterhin zu vermuten, daß der Torpedo mit Preßluft ausgestoßen wird. Das kleine Manometer (h) am hinteren Rohrdeckel läßt darauf schließen. Die gesamte Anlage sieht nicht danach aus, daß eine zusätzliche Vorrichtung für Pulverausstoß vorhanden ist. Über die anderen Armaturen, Hebel und Drehgriffe am Rohr ist mir leider nichts bekannt. Sachkundigen Lesern wäre ich für Hinweise dankbar. Die verwendeten Torpedos sind relativ kurz, vielleicht nur etwa 4,60 Meter lang? Normale konventionelle 533-mm-Torpedos sind meist 7 bis 8 Meter lang.

Nach den Gegebenheiten an Bord der Schiffe ist zu vermuten, daß die vorderen Rohrenden für den Torpedoschuß nur einen geringen Winkelbetrag über die Bordwand hinausgeschwenkt werden konnten (maximal 30° aus MS-Richtung). Für die offensichtlich zielsuchenden Torpedos ist ein Schwenken des Lancierrohres in Richtung auf den Gegner auch nicht nötig. Gedreht wird das Torpedorohr über einen Schneckentrieb, der im mittleren Teil des Sockels eingebaut ist und von unter Deck her betätigt wird. Gesteuert wurden die U-Jagd-Torpedos von Zieldaten, die sie aus der Unterwasser-Waffenleitanlage HSA M 5/4 als kombiniertes Waffenleitgerät für U-Jagd-Raketen, U-Jagd-Torpedos und Wasserbomben kurz vor dem Abschuß erhielten.

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