Arbeitsboote

Working boats

Planausschnitte / plan sections

Foto

Arbeitsboote

 4,65-m-Riemenarbeitsboot

In MODELLWERFT hatten wir das große DDR-Feuerlöschboot FLB-40-3 vorgestellt. An Bord dieses Löschbootes wurde ursprünglich ein 4,65 m langes GFK-Boot als Arbeitsboot mitgeführt. Das Boot liegt an Bord in Querschiffsrichtung und mit Persenning abgedeckt auf einem nach den Bordseiten verschiebbaren Bootslager gezurrt. Zum Aussetzen des Bootes steht an jeder Bordseite ein kleiner, leichter, motorisch betriebener Bootskran, welcher das Boot für das Zu-Wasser-Lassen nach außenbords schwenkt. Die offizielle Bezeichnung für dieses Boot lautete: 4,65-m-Riemenarbeitsboot. Diese Bezeichnung deutet, wie immer, auf die Gesamtlänge der Rumpfschale hin, welche ohne die Scheuerleisten etwa 1,62 m breit ist. Sie ist aus einem Stück aus Bahnen von Glasfasergewebe laminiert und hat zur besseren Ausformung nur gerundete Kanten und Innenecken. Das sollte man auch beim Modellnachbau beachten. „Vor- und Achterpiek“ des Bootes sind zur Erzeugung der Unsinkbarkeit ausgeschäumt. Das umlaufende Dollbord (a) ist als nach unten offene U-Schiene an die Oberkante der Rumpfschale laminiert (vgl. die Schnitte B-B, C-C, D-D und G-G). Beim Modellbau genügt es allerdings, wenn man das Dollbord vereinfacht massiv gestaltet, weil man ohnehin nicht nach innen sehen kann. Daher kann man auch die Wandstärke der Rumpfschale etwas überdimensionieren. Das Modellboot bekommt so mehr Stabilität und alle Anbauten daran - die vier Heißösen (b), die vier Dollen (c) und am Heck innen die beiden Belegklampen (d) - erhalten eine bessere Festigkeit. Weil die Flurbretter (drei Lattenteile) den Boden der Rumpfschale ohnehin fast komplett bedecken, muß man den angeformten Kiel ebenfalls nicht hohl machen, wie bei den drei Stellen (e) zu sehen. Die aus jeweils mehreren konischen Leisten zusammengesetzten Flurbretter fügt man am besten auf einer genau angerissenen Schablone zusammen. Für den jeweils gleichen Abstand der Leisten untereinander würde ich gerichtete (gestreckte!) Drahtstücke beim Zusammenkleben zwischenlegen. Diese Holzteile und die beiden quer aufgeleimten Stemmleisten (f) macht man aus Birnbaum-Holz und lackiert sie nur mit Nitro-Mattine oder Einlaßgrund. An den Bootsenden halten angeformte Rasten (g) die Flurbretter nach unten. Auf den querschiffs stehenden Balken (h) erfüllen Drehriegel (j) die gleiche Aufgabe. Baut man die Modell-Rumpfschale exakt nach den von mir gegißten Rumpflinien und den stimmigen Spantenriß, so stimmt der Außenumriss für die drei Flurbretter ganz genau, denn die Oberkante dieser Bretter liegt (zufällig!) genau auf Höhe der Wasserlinie 1. Jeweils drei Querbretter halten diese Holzgebilde zusammen. Die aus Edelstahlblech gemachten Heißösen (b) sind an der Innenwand der Rumpfschale mit Laminat-Doppelungen (k) festlaminiert; ebenso die vier Lager für die Dollen (l). Das Lager (m) für den Wrigg-Riemen an der Steuerbordseite des Heckspiegels ist angenietet.

Die beiden Ruderduchten (n) liegen in ebenfalls festlaminierten Lagern (o) aus Blech. Das Boot wird im Normalfall von zwei Mann gerudert. Dafür sind vier 3 Meter lange Bootsriemen an Bord. Auch diese Riemen fertigt man beim Modellnachbau aus Birnbaum-Holz und lackiert sie nur. Solche Bootsriemen dreht man über die gesamte Länge zuerst als Drehteil; das außen liegende „Paddelstück“ dabei ebenfalls als langgestrecktes konisches Teil. Erst danach wird diese Seite nach dem Ende zu ebenfalls konisch abgeflacht. Wie man so kleine Teile, selbstverständlich auch aus Holz, drehen kann, dazu lesen Sie bitte meine Bücher: „Drehen für Modellbauer“ Band 1 und 2. Im Bereich der Dollen haben die Riemen Leder-Ummantelungen (p). Sie werden seefest zusammen mit den Bootshaken längs auf den Ruderduchten angebunden. Am Heck gibt es auf der „Achterpiek“ eine U-förmige Vertiefung (p) und der Spiegel hat eine ebenfalls U-förmige Ausnehmung. Am Grund dieser Ausnehmung wird beim Ruderbetrieb das Steuerruder mit Pinne (r) und Flaggstock (s) festgeklemmt oder es kann nach Lösen des Steuers auch ein Außenbordmotor befestigt werden. Im Bug gibt es eine Öse (t) zur Befestigung (mit Schäkel) der Festmacherleine. Auf den Flächen am Bug und Heck sind für das sichere Betreten des Bootes geriffelte Gummiplatten (u) befestigt. Ähnliche kleine GFK-Boote findet man oft an Bord verschiedenster Schiffe und Boote. Oftmals liegen sie auch kieloben gezurrt, damit sie trocken bleiben. Meine Zeichnungen lassen sich so für verschiedene Modellbauprojekte verwenden.

Schlauchboote

Riemenarbeitsboote mit Starr-Rümpfen findet man heute immer seltener an Bord der Schiffe. Sie werden mehr und mehr von halbstarren Schlauchbooten ersetzt. In der Fachsprache werden sie RHIB (Rigid Hull Inflatable Boat), auch RIB oder auch Festrumpf-Schlauchboote genannt und haben als tragendes Element aufblasbare, meist U-förmig gebogene Schläuche. Letztere bestehen aus mehreren Kammern, damit ein Sinken des Bootes bei Beschädigung einer Kammer vermieden wird. RHIB´s können sehr groß sein und werden von der Marine ihrer beschußsicheren Schläuche wegen sogar als schnelle Kampfboote eingesetzt. Zwischen den Schläuchen sind ebenfalls aufblasbare oder feste Böden aus GFK oder Aluminium angebaut. Dabei sind die Böden meist V-förmig wie der Boden eines Gleitbootes gestaltet. Somit erreichen sie sehr hohe Geschwindigkeiten. RHIB´s haben fast immer einen (oder mehrere) Außenbord-Motor am Heck als Antrieb, gelegentlich auch Innenbord-Motoren mit Z-Antrieben oder Jet-Antriebe. Die hinteren Enden des Schlauchs haben in der Regel angesetzte Kegel. Große Boote haben mittschiffs einen Steuerstand, auf dem der Bootssteuerer wie auf einem Pferderücken sitzt. In einigen Fällen, besonders bei SAR-Booten, ist dieser Steuerstand nach einer Bordseite versetzt, damit auf der anderen Seite Platz für eine Krankentrage entsteht (vgl. Abb. 1 bis 3 von einem Boot der englischen Seenotrettungsgesellschaft). Die Rumpfschläuche werden bei hochwertigen Booten aus Mehrlagen-Material gefertigt. Eine der inneren Lagen ist reines, gasdichtes Neopren. Dennoch müssen Schlauchboote wenigsten einmal pro Monat nachgepumpt werden, weil durch das Schlauchmaterial selbst und am Ventil ständig Luft verloren geht.

Meine Zeichnungen von den beiden Schlauchbooten habe ich nur nach Fotoauswertung angefertigt, ich hatte keinerlei konkrete Zahlenangaben oder gar Pläne! Ein Schiffsmodellbauer sollte die Fähigkeit, aus Fotos Details selbst zu konstruieren, wenigstens etwas beherrschen, denn nicht immer sind die Modellpläne so detailliert gezeichnet, wie man es wünscht. Auf der anderen Seite sind aber oft recht gute Fotos vorhanden. Quer ist bei diesen Booten oft ein stabiles Schiebebrett (w) an festvulkanisierten Halterungen (x) befestigt, an welchem der Außenbordmotor geklemmt wird. Auch die Festpunkte (y) für die Duchten, für Dollen (z), Greifleinen (a`) u.Ä. sind aus Gummi und festvulkanisiert. Das große Schlauchboot hat über dem Bug einen Spritzschutz (b`). Dieser und der ihn tragende Bügel (c`) sind losnehmbar. Für den Schutz der Bootsseiten sind immer Scheuerleisten (d`) angeformt. Selbstverständlich gehören Stechpaddel zur Bootsausrüstung.

Es kommt dem Modellnachbau zugute, daß der Querschnitt der Schläuche immer kreisrund ist. Man bereitet möglichst nicht zu dünnwandige Rohrstücke mit etwas Überlänge vor. Beim großen Boot wären das sieben Teile und beim kleinen fünf. Dann fräst man am besten die Enden entsprechend dem jeweiligen „Knick“ schräg (beim Spannen eines Rohres, z.B. im Backenfutter eines Teilgerätes, muß man innen ein massives Materialstück mit spannen!). Das soll heißen: Beträgt der „Knick“ z.B. 8°, so müssen die beiden sich berührenden Seiten 4°-Anfräsungen erhalten (Winkelhalbierende). Ist der Bug, wie oft bei diesen Booten, etwas nach oben gerichtet, so muß auch dieser Winkelbetrag eingehalten werden. Man kann auch mit Übermaß absägen und dann die Enden solange durch schräges Anfeilen oder Anschleifen bearbeiten, bis alles stimmt. Ich würde mir dazu eine entsprechende „Bodenauflage“ mit einem „Außenrahmen“ fertigen, auf (in) der alles stimmig bearbeitet wird. Man könnte diese Vorrichtung Helling nennen. Damit man dabei die kurzen Rohrstücke nicht ständig verdreht und damit alles nie stimmt, soll man sich bei allen Teilen einheitlich „oben“ längs einen Anriß anzeichnen. Erst wenn alle Teile genau passen, würde ich sie zusammenlöten (bei Messing!) oder zusammenkleben. Beim Kleben würde ich mich nicht nur auf die Stumpfverklebung verlassen, sondern innen kurze Ringe als „Klebehilfe“ aber auch als Zentrierung mit einkleben. Keinesfalls soll man ein solches Boot massiv lassen (Gewicht!). Und der Modellbau eines Schlauchbootes mit einem „aufgeblasenen Fahrradschlauch“, wie ich es neulich allen Ernstes in einem Internet-Forum gelesen habe, ist ja nun völlig abwegig! Wer so etwas machen will, kann auch zum Fleischer gehen und einen passenden Ring Blutwurst kaufen. Die Übergänge der einzelnen Teilstücke werden, wenn alles fest und trocken ist, gerundet (R in meinen Zeichnungen), damit es vorbildgetreu aussieht.

Jürgen Eichardt

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