Minenjagddrohne Typ PINGUIN B3

mine hunter drohne type PINGUIN B3

Planausschnitt / plan section

Heck einer Drohne (ich bedanke mich bei Klaus Gaeth für das Foto)

Minenjagddrohne PINGUIN B3

Seit der Erfindung der synthetischen Sprengstoffe um die Mitte des 19. Jahrhunderts und bis in die Neuzeit zählen Minen zu den heimtückischsten Waffen – auch auf See. Heute bedarf es nur weniger Grund- oder Ankertauminen, um Seewege unpassierbar zu machen. Umso wichtiger sind bei den Marinen der Welt technische Lösungen, um Seeminen exakt zu orten und zu vernichten. In der Vergangenheit bediente man sich überwiegend der sog. mechanischen Räumgeräte, die in der Regel von speziellen Minensuch- und Räumfahrzeugen geschleppt wurden. Die Detektoren (Minensuchsonar) wurden in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert. Daher konnte man spezielle Minenbekämpfungsschiffe, sog. Minenjagd-Boote, bauen. Die geortete Mine kann bei diesen modernen Verfahren von einer Selbstopferdrohne (bei der Deutschen Marine ist es die „Einwegdrohne“ SEEFUCHS), welche sich an die Mine heftet und mit ihr explodiert, unschädlich gemacht. Oder speziell ausgebildete Minentaucher zerstören die Mine. Diese Variante ist für die Taucher aber auch für die Minenjagd-Boote immer noch sehr gefährlich. Man hat deshalb weltweit auch Minenjagddrohnen entwickelt und in die Bewaffnung aufgenommen.

Minenjagddrohnen sind als UUV´s (unmanned underwater vehicles) „wiederverwendbar“. Sie bringen ferngesteuert eine Sprengladung (MVL = Minenvernichtungsladung) an die geortete Mine und entfernen sich wieder. Erst danach wird die Ladung gezündet. Bei der Deutschen Marine ist zur Zeit die Minenjagddrohne vom Typ PINGUIN B3 im Gebrauch. Diese Drohne ist im Einsatz recht limitiert. Sie wird über ein nur 1.000 Meter langes Lichtwellen-Leiterkabel (Glasfaserkabel), über welches alle Signale (Sonar/Kamera/Antrieb/Steuerung) gehen, ferngesteuert. Damit ist die Reichweite eingeschränkt. Auch hinsichtlich der Einsatzdauer gibt es Einschränkungen, weil sich die Drohne von der eigenen Batterie versorgen muß. Über das Kabel kann keine Spannung zugeführt werden. Die Einsatzdauer hängt deshalb stark von der jeweiligen Aufgabe ab. Die Entwicklung bleibt nicht stehen. Inzwischen arbeitet man an AUV´s (autonomus underwater vehicles). Das sind selbstständig arbeitende Mini-U-Boote, die von jeglichen Schiffen aus, also nicht nur von Minenjägern, eingesetzt werden können.

Für den Einsatz des PINGUIN B3 wurden zwischen 1992 und 1998 die zwölf Minenjäger der FRANKENTHAL-Klasse (Klasse 332), basierend auf den gleichen Rümpfen der HAMELN-Klasse (Klasse 343), mit je zwei Drohnen an Bord in Dienst gestellt. Das Sonar Typ DSQS-11 M vom Mutterschiff ortet mit relativ großer Reichweite alle Körper unter Wasser, die Minen sein könnten. Dann wird die Drohne mit zwei unten angehängten Sprengladungen zur näheren Erkundung zum Einsatz gebracht. Sie hat ein eigenes Sonargerät (a) mit Sender und Empfänger und eine TV-Kamera (b) in einer runden Glaskuppel. Zur Beleuchtung des „Gefechtsfeldes“ sind in den Vorderteilen der seitlichen Antriebsgondeln zwei Scheinwerfer (c) eingebaut. Die Monitore sind in der Gefechtszentrale des Mutterbootes installiert. Von dort wird die Fahrt der Drohne gelenkt. Die Fahrt voraus und zurück bewerkstelligen die beiden dreiflunkigen Edelstahl-Propeller in den Kortdüsen (d) am Ende der Gondeln. Diese Ringe werden von je vier Armen an den Gondeln zentriert. Damit das 6 mm starke Steuerkabel (e), welches am Heck der Drohne angeschlossen ist, bei Rückwärtsfahrt der Drohne nicht von den Propellern erfasst werden kann, sind die Kortdüsen von Netzen umspannt. Mit dem Steuerkabel kann die Drohne im Notfall bis zur Wasseroberfläche gezogen und danach borgen werden. Zwei Schutzbügel (f) verhindern, daß das Ankertau einer Ankertaumine bei der Drohne unkontrolliert einhakt. Die Bewegung der Drohne in der Höhe wird von zwei Leitwerken (g), ähnlich wie bei einem Flugzeug, gesteuert. Zusätzlich ist in einem vertikalen Schacht etwas hinter dem Schwerpunkt der Drohne (Schnitt A -A) ein vierflunkiger Impeller eingebaut. Die Seitensteuerung der Drohne wird von den Drehzahlen der beiden Propeller in den Kortdüsen ausgeführt. Für die Rückwärtsfahrt findet eine Umkehr der Drehrichtung statt. Weil die Suchfahrt der Drohne relativ langsam ist, muß auch das Mutter-Boot Langsam-Fahreigenschaften haben.

Am (Edelstahl-)Bauchgurt (h) ist der Lasthaken (j) angebaut. Hier greift das Lastseil des hydraulischen Drohenkrans an. Damit die Drohne beim Aussetzen nicht unkontrolliert herumschwenken kann, sind bei (k) und (l) lösbare Leinen eingeschoren. In meiner Zeichnung habe ich der Drohne zwei rot-weiß geringelte Übungsladungen angehängt. Hat man mit der TV-Kamera z.B. eine Grundmine ausgemacht, so wird die Drohne möglichst nahe an diese herangefahren und eine Ladung für die anschließende Sprengung abgesetzt. Bei Ankertauminen wird das senkrechte Ankertau von den geöffneten Greifarmen (m) „in die Zange genommen“ (vgl. Zeichnung rechts unten). Damit das Ankertau besonders gut gesehen werden kann, gibt es einen zusätzlichen Scheinwerfer (n) auf dieser Ankertaueinrichtung. Kommt Zug auf die Zange, schließt sie sich und klemmt sich somit am Ankertau fest. Gleichzeitig wird die Zange von der Tragvorrichtung (o) gelöst und die Ladung wird von der Drohne freigegeben. Danach hängt die Ladung mit dem Stropp (p) und der Zange am Ankertau. Wenn die Drohne weggefahren und an Bord geborgen ist, wird die Ladung gesprengt und damit das Ankertau zerrissen. Die Mine schwimmt auf und kann abgeschossen oder entschärft werden.

Die Minenjagddrohne ist für ein gutes Ausmachen unter Wasser durchweg pastellorange (RAL 2003) gespritzt. Abweichende Farben habe ich angegeben. Scharfe Sprengladungen sind vermutlich schilfgrün (RAL 6013) gestrichen oder gefettet. Auf einem Foto hatte eine Drohne am Kopf ein Maling in Form eines Haifischmauls. Ich habe das in meiner Zeichnung mit dargestellt.

Für die Freunde des U-Boot-Modellbaus kann es eine reizvolle Aufgabe sein, eine Drohne PINGUIN B3 als Funktionsmodell zu bauen. Beim Ex-Sonarmeister des Minenjagd-Bootes BAD RAPPENAU, Herrn Markus Reinkemeier, möchte ich mich für die wertvollen Hinweise bedanken und bei Herrn Klaus Gaeth (www.schnellboot.net und www.marine-portraits.de  ) für die guten Fotos.

Jürgen Eichardt

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