Reling (an Seite-Deck) (Teil 2)

rails on side deck (part 2)

Hier nun die Fortsetzung vom Teil 1 dieser Serie:

(kleine Fotos anklicken) Die Gegenlicht-Aufnahme zeigt sehr schön die Präzision der angelöteten Ringe - "3D-Modellbauer", nachmachen mit euerer Kleckserei-Technik! Der Draht für die Ringe hat hier einen Durchmesser von 0,2 mm. Selbst bei professionellen 3D-Druck-Unternehmen ist bei 0,4 mm Durchmesser Ende Gelände!

Insgesamt 22 Relingstützen bekommen zwischen U-förmigen "Fußpunkten" an Deck...

...und den gleichen gefrästen Teilen am oberen Ende Schrägstützen, um den Zug der Relingseile (Durchzüge) abzufangen. Der Spalt in der Mitte ist stets mit einer 0,4-mm-Metall-Kreissäge eingesägt!

Diese Stützen mache ich aus 0,8-mm-Cu- oder (weichem) Ms-Draht, das sind realistische 40 mm Durchmesser beim Original. Die Enden will ich auf genau 0,35 mm Dicke quetschen, damit sie locker in diese Spalten passen. Das kann man nicht mit einer Zange von Hand machen; jedes Ende hätte eine andere Dicke und folglich auch unterschiedliche Breiten! Für meine Kniehebel-Presse fertige ich aus Silberstahl Druckstücke, die das sehr genau machen. Im Bild das Unterteil. Mit einem 2-mm-Fingerfräser überstirne ich zuerst die obere Fläche (a) und "nulle" die digitale Meßleiste vom Höhensupport, für knapp die Hälfte des Durchmessers senke ich den Fräser 1 mm herab und fräse die untere Fläche (b), danach senke ich den Fräser von (a) aus nur 0,5 mm tiefer und fräse die Prägefläche (c).

Das Unterteil hat selbstverständlich einen abgedrehten Spannzapfen, mit dem es in einer Leiste auf dem Pressentisch gehalten wird (und mit dem es auch wiederholt in einer Spannzange gehalten werden kann!).

Eine Nahaufnahme. Eine plangedrehte Druckfläche vom Oberteil (a) drückt auf das Drahtende, das ich in die Prägefläche lege. Bei Prägeversuchen drehe ich die Fläche (b) in hauchfeinen Spänen solange ab, bis die Enden exakt die Dicke von 0,35 mm haben; ich stelle dabei Hundertstel-mm zu!

Die Schrägstützen habe noch Überlänge; ein Ende ist jeweils bereits auf 0,35 mm gequetscht.

Die Länge habe ich an der jeweiligen Relingstütze ermittelt und 0,5 mm gebohrt.

Die Schrägstütze ist eingesteckt und wird hier nur von zwei 0,4-mm-Drähten gehalten.

An Stelle der Drähte will ich Bolzen-Imitate verwenden. Durchmesser Bolzen 0,38 mm, Durchmesser Kopf 0,8 mm, Bolzenlänge 1,5 mm, Kopfhöhe 0,4 mm. Im Bild sieht man, daß ich mit dem Spitz-Drehstahl nicht ganz abgestochen habe; das Teil hängt an einer 0,2-mm-Sollbruchstelle. Kleine Teile drehen: mein Buch, Seite 91 bis 96.

Bei der Montage fällt es sehr leicht, den Bolzen mit dem dicken (Durchmesser 1,5) Spannzapfen zu halten, einzustecken und dann abzubrechen. Den Kopf mit der Pinzette zu halten, wäre dagegen schon eine Fummelei; die Teile würden oft auf Nimmer-Wiedersehen wegspringen.

Für das Bohren des obersten Loches in die Stütze, war sie unten mit einem Draht gehalten und so konnte die Länge oben "abgebohrt" werden.

Oben ist der Bolzen schon abgebrochen; unten beinahe. Die Bolzen werden von winzigen Tropfen Sekundenkleber gesichert.

Seitenstütze fertig, man erkennt schön die Bolzenköpfe.

 Die Enden der Schrägstützen habe ich noch überarbeitet: mit dem kleinsten Zahnarzt-Kugelfräser leicht anzentriert, dann 0,5 mm gebohrt, Bohrungen beidseitig entgratet, Rundung angefeilt

 Die Stütze ist unten von einem Absteckstift gehalten. So kann oben die Länge mit einem Mini-Seitenschneider abgelängt werden (etwa beim roten Strich). Dann wird auch dieses Ende gequetscht, gebohrt...

 Die obere Bohrung in der Schrägstütze ist abgebohrt, beide Bolzen eingesteckt und mit winzigen Tropfen UV-Kleber gesichert, die "Griffe" müssen noch abgebrochen werden.

 Die spitzen Kauschen ((e) in dieser Zeichnung) aus 0,2-mm-Kupferdraht will ich nicht "frei Hand" z.B. mit einer extrem kleinen Rundzange biegen, dazu fertige ich eine einfache Biegevorrichtung. In ein Messing-Stück wird bei geklemmten Y-Support mit einem 4,3-mm-Fingerfräser eine 1 mm tiefe Nut gefräst und danach mit einem 0,6-mm-Wendelbohrer ein ausreichend tiefes Loch gebohrt. Dieses ist so zwangsläufig exakt in der Nutmitte.

 In diese Nut wird ein leichtgängiger "Schieber" nach dem Foto eingepaßt.

In die Bohrung stecke ich einen 0,6-mm-Draht und eine M2-Schraube verhindert das Anheben des Schiebers.

 Für das Scheiden der über 300 0,23-mm-Cu-Draht-Stücke auf 4,3 mm Länge benutze ich meine "frisierte" Goldblattschere. Nach dem Abschneiden fallen die Drähte in die Büchse. Diese Schneidevorrichtung gehört im Grunde in jede Modellbauer-Werkstatt, denn es sind oft große Stückzahlen gleichlanger Drähte zu schneiden...

 Die Scheiden haben eingeschliffene Kerben, damit der Draht nicht wegrutschen kann.

Und der Längenanschlag ist nun mit zwei M4-Muttern exakt einstellbar.

0,23-mm-Kupferdraht, 4,3 mm lang.

Die Vorrichtung erhielt noch Veränderungen: (a) und (b) sind Fräsungen, damit ich die fertig gebogenen Spitzkauschen mit einer Pinzette nach oben herausheben kann. Und den Ms-Stift habe ich durch einen gedrehten 0,6-mm-Stahlstift (c) ausgewechselt.

Ein Drahtstück ist eingelegt, mit dem Schieber wird es gegen den Stift gedrückt...

...und so kann die Spitzkausch mit einer spitzen Pinzette gebogen werden - über 300 mal.

 Es ging relativ zügig - dank der gut durchdachten Vorrichtung.

 Nun müssen jeweils eine Spitzkausch, ein Kauschenkörper und ein Seilstück (teils sehr unterschiedliche Längen!) zusammengelötet werden. Dreimal dürfen Sie raten, in einer Lötvorrichtung. In der "hohlen Hand" kann man Teile nie richtig gut löten. In ein überfrästes Pertinaxstück habe ich zuerst 0,15 mm tief eine 1,2 mm breite Nut (a) gefräst. Und danach mit einem 0,5-mm-Radius-Fräser eine 1 mm breite und 0,38 mm tiefe Nut (b) gefräst - ohne den Quersupport zu verstellen. Bei dieser Gelegenheit gleich noch etwas weiter hinten eine Senkung (c) für ein geplantes M3-Gewinde für ein Spanneisen eingestochen. Die Quernut noch weiter rechts stammt von einer anderen Arbeit.

Übrigens, viele Hobbyfreunde glauben ernsthaft, sie müßten eine "Lötstation" mit einstellbarer Temperatur haben. Völliger Unsinn! Wie man richtig lötet, lesen Sie in meinem Buch "Modellbautechniken", Kapitel "Messingblech im Modellbau".

 Hier liegt die Spitzkausch noch neben der Nut...

 ... und hier schon in der Nut, wo sie (morgen) mit einem Spanneisen, ebenfalls aus Pertinax, geklemmt wird.

 Die komplette Klemmvorrichtung. Die Spitze vorn am "Spanneisen" ist nur 1 mm breit.

 Das 0,2-mm-Ms-Blech in der Mitte macht, daß sich das Spanneisen vorn von selbst öffnet, wenn ich die M3-Rändelschraube löse. Die M3-Schraube rechts ist fest angezogen.

Nahaufnahme: die Spitzkausch ist vom Spanneisen unverrückbar geklemmt, der gedrehte Kauschenkörper muß nur noch heran/auf/geschoben werden.

 Alle drei Teile verlötet.

 Seilenden für die Reling.

 Jedes Relingseil wird von einer Spannschraube gespannt. Ich habe mich nun doch entschlossen, diese schon vor längerer Zeit gedrehten, recht vorbildgetreuen Spannschrauben zu verwenden. Bei denen ist die Einhaltung der Seillängen einfacher zu machen. Um die "Gabeln" an der einen Seite anzulöten, fräse ich eine Löthilfe. Die hintere Nut muß nicht, wie hier im Bild, mit einem 0,6-mm-Radiusfräser gefräst werden, ein 1,2- oder auch 1,5-mm-Fingerfräser würde genügen.

Hier sieht man, wie ich eine Spannschraube an die "Gabel" anlöte, das geschieht schön gerade und in Flucht.

Hier sieht man an dem abgewinkelten Drahtstück, wie tief (6 mm!) die 0,3-mm-Bohrung in die Spannschraube hineinreicht, gute Voraussetzung für das Straffen der Relingseile.

 Beim Löten stehen in der Nähe: (v. l. n. r.) das Bündel Lötzinn, die Flasche mit der Lötsäure in einem kippsicheren Pertinax-Block, in diesem habe ich eine Lagernut für den gekürzten Tuschpinsel-Schaft gefräst, dessen Borsten sind auch "reduziert", damit ich nur winzigste Mengen Säure auftragen kann, die Säure muß ja unbedingt sofort nach dem Löten mit Spiritus (rechts die Dose) abgewaschen werden, damit der Spiritus schneller vom Werkstück verschwindet, liegt auch eine Blaspistole mit Druckluft bereit (meine Airbrush), unten meine sehr gut gepflegte Spitzpinzette.

Der kleine Schäkel (Gabel-Imitation) wird von einer Drahtbindung festgehalten und den Spannschrauben-Körper halte ich mit einem kleinen Pertinax-Stück (liegt rechts umgekehrt) mit flacher Nut in Richtung.

 In die Grundkörper der Spannschrauben will ich die bekannten Querbohrungen einbringen, mit denen die Spannschrauben gedreht werden. Die Bohrungen haben einen Durchmesser von 0,3 mm, am Modell sieht man sie kaum. Den eigentlichen Grund für die Querbohrungen erkläre ich später. In ein 4 mm breites Stahl-Profilstück (Automatenstahl genügt) fräse ich mit einem 0,4-mm-Radius-VHM-Fräser eine 0,6 mm tiefe (0,8 mm breite) Nut. Bei geklemmten Y-Support bohre ich mit einem 0,3-mm-Wendelbohrer in der Mitte die "Bohrbuchse" ein (Bild). Ich verwende einen Bohrer mit 1,2-mm-Schaft. Dessen Schneidenteil ist so kurz (nächstes Foto), daß man nicht zentrieren muß.

Hier der Moment, bevor der 0,3-mm-Bohrer in die Bohrbuchse fährt und die unten (mit Fingerdruck) geklemmte Spannschraube durchbohrt.

 Das Einspannen der "Seile" steht nun an. Das Kauschenende jeder Seilstrecke erhält einen Schäkel. Damit er beim Einfädeln des Seils durch die Ringe an den Relingstützen nicht verlorengeht, erhält er einen Drahtring.

Ist das gesamte Seil eingeschoben, erhält dieser Schäkel einen "Bolzen", ein 0,2-mm-Drahtstück. Es wird mit winzigen Tropfen Sekundenkleber an beiden Schäkelaugen gesichert und die Überstände abgeschnitten. Ich beginne immer mit dem untersten Seil.

Bei allen drei Seilen sieht das so aus, am Heck die hinterste Relingstütze.

Am anderen Ende wird die Spannschraube ebenso befestigt, sie hängt hier noch nach unten. Rechts ragt das freie Ende des Seils (0,2-mm versilberter Kupferdraht, streckgerichtet!) ins Bild.

Dieses freie Drahtende wird beim Pfeil abgeschnitten. Die richtige Stelle ermittle ich bei waagerecht gehaltener Spannschraube. Das Seil ragt so weit genug in die Spannschraube hinein. Das Seilende erhält einen kleinen Tropfen Sekundenkleber. Mit zwei Pinzetten halte ich die Teile, straffe das Seil und schiebe es schnell (!) in die Spannschraube. Die Spannschrauben haben ja das 0,3-mm-Querloch. So kann die Luft im Innern entweichen und der wasserdünne Kleber geht durch die Kapillarwirkung tief in die Bohrung hinein.

An dieser Relingstütze mit Schrägstütze "treffen" sich sechs Spannschrauben.

Auch sehr kurze Seilstrecken lassen sich so herstellen (Relingteil zwischen zwei WABO-Werfer-Stationen).

 051

 052


zurück/back  |  home