Raketenschnellboot SASSNITZ-Klasse

small missile ship of the SASSNITZ-class

Planausschnitt / plan section

Spantenriß / body plan

Original bei der Probefahrt / original test drive

Brücke / bridge

Modell von Herrn Bernd Vogel (danke für das Foto!) / the model by Mr. Vogel (thanks for the photo)

Das Raketenschnellboot wird im M 1:50 über alles 975 mm lang, 177 mm breit und hat einen (Rumpf-)Tiefgang von 43 mm. Es darf dabei nicht viel mehr als 2,90 kg wiegen. Mit dem Plan (Seitenansicht, Draufsicht und Spantenrisse in den Maßstäben 1:50 und 1:33,33) kommen zwei Schiffsdetail-Zeichnungen vom 76-mm-Geschütz und vom Raketen-Vierfachstarter, beide im M 1:50 und eine Foto-CD-ROM mit 364 Fotos (alles im Preis enthalten).

Von der Fa. Thomas Steinhagen www.steinhagen-modelltechnik.de können Sie einen GfK-Rumpf für die SASSNITZ-Klasse im M 1:35 beziehen.

Raketenschnellboot Projekt 151

Eine Posse der besonderen Art. Da vereinbaren Gleichgesinnte, Freunde, gar „Waffenbrüder“, die Entwicklung eines neuen Raketenschnellbootes als Gemeinschaftsprojekt „151“. Auf der einen Seite die DDR-Volksmarine. Sie sollte das Grundprojekt erarbeiten und die Rümpfe samt Aufbauten in der Peene-Werft Wolgast bauen. Die sowjetische Seite wollte die Motoren- und Waffentechnik beisteuern, eine neue Feststoff-Seezielrakete (SS-N-25/“Uran“) entwickeln; die Verwendung der in Großserie gehenden Boote für alle drei verbündeten Ostseemarinen war angedacht. Die Sowjetmarine stellte den Kauf einer ersten Serie von 18 bis 20 Booten des Projekts in Aussicht, Polen bestellte gar die ersten drei Boote. Die militärische Geheimhaltung auf sowjetischer Seite ging aber – wie so oft - soweit, daß sich die Waffenbrüder in Moskau stets über den Fortgang des Projekts in der DDR informieren ließen, sie selbst aber nichts über die Arbeiten z.B. an der Seezielrakete verlauten ließen. Inzwischen war der Serienbau der ersten Rümpfe in Wolgast längst angelaufen. Wie aus heiterem Himmel – und das hat nur scheinbar etwas mit dem Ende der DDR zu tun – kam das Aus von sowjetischer Seite.

Die ganze Sache hat natürlich eine Vorgeschichte, die man nicht außer Acht lassen sollte. Seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts setzte die Sowjetmarine bei den kleineren Kampfschiffen verstärkt auch auf Tragflächenboote (Tabelle).

Sowjetische Tragflächenboote für den militärischen Bereich:

 

Anzahl

Projekt

NATO-Code

Bauzeitraum

Speed

Bemerkungen

2

183-TK

(ex P6-Klasse)

(1952-60)

52 kn (1)

TS-Versuchsbau mit GT

18

125, 125A

PCHELA-Klasse

1963-67

45 kn

P, auch TR

29

206M

TURYA-Klasse

1972-76

48 kn

TS, 4 TR

16

133

MURAVEY-Klasse

1976-79

40 kn

TS, 2 UTR

1

1141

BABOCHKA

1977

max. 60 kn

TS, 8 UTR

18 (?)

1145

BABOCHKA-2-Klasse

1986-87

40 kn

TS, 8 UTR, Exportschlager!

20

206MR

MATKA-Klasse

1978-83

42 kn

RS, 2 Raketencontainer

P = Patrouillenboote, TR = Torpedorohre, UTR = U-Jagd-Torpedorohre, TS = Torpedoschnellboot, RS = Raketenschnellboot, GT = Gasturbine

Reiche Erfahrungen für den Bau schneller Kampfschiffe hatte man also in der Sowjetunion. Trotzdem ließ sich die sowjetische Seite bei einem Treffen hoher Vertreter der beiden Marinen im Jahre 1980 beim sogenannten „G-79“-Treffen zwischen dem Oberkommandierenden der Seekriegsflotte der UdSSR Gorschkow und dem Chef für Technik und Bewaffnung der NVA Fleißner (es sollte schon 1979 stattfinden) zu dem oben erwähnten Gemeinschaftsprojekt „breitschlagen“. Interessant ist, daß mit der MATKA-Klasse (200/257 t, 38,6 x 7,6 x 2,1 m, 3 x M-520-Motoren) eigentlich schon ein kleineres, ausgereiftes Tragflächen-Boot (!) zur Verfügung stand. Offensichtlich plante die sowjetische Seite in Zukunft diese ähnlich konzipierten Boote (bisher zwei Startcontainer für „Termit-Rubezh“-Seezielraketen) mit den von der Peene-Werft entwickelten Vierfach-Startern um- und auszurüsten, jedenfalls waren die ersten 150 Stück davon schon bestellt. Ein Boot „Projekt 151“ konnte also ohne Rücksicht auf (ostdeutsche) Verluste aus sowjetischer Sicht entfallen…

Der Peene-Werft gelang es nicht, mit dem vorgegebenen Antrieb (3 x M-520-Motore) ein Tragflügelboot zu entwickeln; es entstand nur ein Verdrängerboot, welches schließlich nur auf 35 kn kam. Die Seezielraketen sollten aus 18° - so die erste Festlegung - angestellten Startcontainern gestartet werden. Diese flache Starterhöhung hätte den Vorteil tiefliegender Schwerpunkte gehabt. Doch die Raketen der Innen-Container wären beim Start den Brückennocken gefährlich nahe gekommen. Eine Vergrößerung des seitlichen Startwinkels war aus technischen Gründen nicht möglich. Deshalb wurde die Forderung auf 35° geändert, mit allen Konsequenzen für Schiffbau - und Stabilität.

Die Raketenschnellboote vom Projekt 151, auch bekannt nach der ersten Namensvergabe als SASSNITZ-Klasse oder unter dem NATO-Code BALCOM-10 hatten eine Länge von 48,9 m, waren 8,6 m breit und gingen 2,2 m tief, dabei verdrängten sie 347 t. Sie hatten einen Antrieb aus drei Festpropellern. Die drei sowjetischen, 7,5 t schweren 56-Zylinder-Stern-Reihenmotoren vom Typ M-520 entwickelten bei 2.000 U/min eine Leistung von zusammen 16.200 PS. Der Motor für die Mittelwelle stand in der wasserdichten Abteilung III und jene für die Außenwellen in der Abteilung IV davor. Die drei Propellerwellen liegen in der Draufsicht parallel. Die Fahrstrecke betrug bis zu 2.400 sm, bei einer Seeausdauer von fünf Tagen. Sieben Offiziere und weitere 26 Mannschaften dienten an Bord. Jedes Boot sollte 77,1 Mill. Mark (der DDR) kosten. Die Rümpfe waren aus Stahl in Sektionsbauweise über etwa 80 Rahmenspanten gebaut und die Aufbauten aus Leichtmetall gefertigt. Im Vorschiff hatte der Rumpf zwei Decks übereinander. Die Bordwände stehen sehr schräg und haben vom geraden Spiegelheck bis zum Vorschiff (auslaufend) einen Außenhautknick. Wie bei Schnellbootrümpfen üblich hat das Achterschiff kein Todholz. Auch die Abrisskante am Spiegel läuft als Knick noch ein Stück nach vorn, bevor sie in die Kimmrundung übergeht. Die Kante Seite-Deck ist gerundet. Zur Ableitung des Bug-Spitzwasser war am Vorschiff außen eine schmale Blechkante angeschweißt.

Die Hauptbewaffnung sollte aus zwei Startanlagen „TPK 1520“ für insgesamt acht Seezielraketen „Uran“ bestehen. Ein Boot wurde so fertiggestellt, in See erprobt, erste Starts mit Raketen-Dummy´s fanden statt, unsere Skizze zeigt das Boot so. Die Vierfachstartanlagen waren so konzipiert, daß die einzelnen, röhrenartigen Container, die gleichzeitig als Lager-, Transport- und Startbehälter dienten, nach dem Verschuß der Raketen einzeln oder auch komplett ausgetauscht werden konnten. Fotos und Zeichnungen belegen, daß der Vierfach-Starter ursprünglich mit einem festen Untergestellt von 35° gebaut werden sollte. Es gab aber bei dieser Schräglage Probleme beim Wechseln der Container. Daher wurde später beschlossen, die Untergestelle für die Serienboote mit einer handpumpenbetriebenen Hydraulik niederlegbar zu gestalten. Für den Strahlabweiser musste ein spezieller Beton-Anstrich entwickelt werden und die rechteckigen Flächen, dort wo der Feuerstrahl auf das Deck trifft, wurden mit einer besonderen Hitzedämmung versehen für den Fall, dass eine Rakete im Container steckenbleibt und der Booster vollkommen leerbrennt. Die 600 kg schwere und 4,4 m lange Uran-Rakete (SS-N-25, „Switchblade“, das Gegenstück zur US-amerikanischen HARPOON) mit Feststoff-Triebwerk ist 0,9 Mach schnell und trägt 145 kg Sprengstoff über eine Reichweite von 130 km.

An der Spitze des Vierbein-Mastes war das Lenkradar für die Seezielraketen postiert. Ein Stück höher an der Stenge in Vorausrichtung das Freund-Feind-Kennungs-Radar „Nichrom RR“, ein Stück tiefer, auf einer Voraus-Konsole die Navigations-Radar-Drehantenne.

Auf dem Backdeck stand ein 76-mm-DP-Geschütz AK176M. Es wurde gelenkt von der Anlage MR 123/76 „Vympel“ mit einer Reichweite von 45 km, dessen Radom auf einem kleinen Deckhaus direkt auf der Brücke stand.  Am Heck wurde ein 30-mm-„Gatling“-Automat AK630 installiert. Auf dem gleichen schmalen Deckhaus davor sah man einen Vierfachstarter FAM-4 für Nahbereichsraketen STRELA. Sie haben einen Infrarot-Zielsuchkopf, sind 1,5 Mach schnell und haben eine Reichweite von 3 bis 3,5 km. Noch ein Stück weiter vorn steht die Richtsäule für die 30-mm-Waffe. Auf dem Achterdeck konnten zwei 32-rohrige Düppelwerfer SDW-3 oder SDG-1 Täuschkörper für die funkelektronische Täuschung verschießen. Zwei Diesel-Generatoren dienten der Bordstromversorgung.

Drei Boote schließlich wurden an Polen geliefert. Zwei davon (ORKAN und GROM) fahren als normale Patrouillenboote ohne Raketenbewaffnung. Nur PIORUN wurde mit Raketen ausgerüstet, allerdings mit acht schwedischen RBS-15. Zwei Boote übernahm nach einem recht radikalen Umbau die Bundespolizei-See als BAD DÜBEN und NEUSTRELITZ, bekannt aus den neueren Folgen der Fernsehserie „Küstenwache“.

Literaturhinweise:

-       (1) „Taifun“ 4/2001 russische Marine-Zeitschrift

-       (2) „Kampfschiffe“, Harald Fock, 1995 (mit Plänen)

-       (3) „Warships of the USSR and Russia“ , A.S. Pavlov, 1997

-       (4) “Schiffe und Boote der Volksmarine der DDR”, Manfred Röseberg, 2002

-       (5) „Volksmarine der DDR“, Koll., 1999

-       (6) „Die andere deutsche Marine“, H. Mehl/K. Schäfer, 1992

-       (7) „BALCOM 10“, Olaf Pestow, 2001, Reihe SCHIFF Profile

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