533-mm-Torpedorohr-Vierling

quadruple torpedo tube set 533 mm

Planausschnitt / plan sections

Originalfotos

Bei den deutschen Marinen waren über lange Zeit die unterschiedlichsten Torpedokaliber üblich. Es gab mit der Weiterentwicklung der Technik 350-, 450-, 500- und 600-mm-Torpedos. Das ist jeweils der Außendurchmesser dieser Unterwassergeschosse. Die Torpedoboote der Raubvogel-/Raubtier-Klassen fuhren ursprünglich noch zwei 500-mm-Torpedorohr-Drillinge. Sie wurden erst nach 1931 auf das Kaliber 533 mm umgerüstet. Mit den Torpedobooten des Typs 35 und den Zerstörerneubauten vom Typ 1934 ging man auch in Deutschland auf das international gebräuchliche Kaliber 533,4 mm (das entspricht genau 21 inch und man spricht daher vom 533-mm-Torpedorohr!) über. Nur Japan verwendete im Zweiten Weltkrieg ein abnormes 600-mm-Kaliber.

Die Typ-35-Torpedoboote verschossen den damals eingesetzten 7,2 m langen Dampfgastorpedo „G7a“ aus Drillings-, die größeren Flottenzerstörer aus Vierlings-Rohrsätzen mit parallel nebeneinander angeordneten Rohren. Ich erwähne den Umstand der parallelen Nebeneinandersetzung deshalb, weil es bei der englischen und italienischen Marine auch z.B. TR-Drillinge gab, bei denen zwei Rohre unten und das dritte in der Mitte darüber angeordnet war. Der G7a-Torpedo wog insgesamt 1,538 t, hatte eine 280 kg schwere Ladungsmasse und es konnten verschiedene Laufstrecken eingestellt werden: 6 km bei 44 kn Geschwindigkeit, 7,8 km bei 40 kn und 12 km bei dann nur noch 30 kn Geschwindigkeit.

Von den Drillings- und Vierlings-Rohrsätzen habe ich vor Jahren relativ genaue Schiffsdetail-Zeichnungen entworfen. Der Vierlings-Rohrsatz soll hier vorgestellt werden. Der Plan ist für anspruchvollen Modellnachbau bis zum Maßstab 1:25 geeignet. Man kann auch zum Bau eines eigenständigen Teilmodells raten. Bei kleineren Maßstäben (in der Regel kann ein Zerstörer sinnvoll nur etwa 1:75 bis 1:100 gebaut werden) ist selbstverständlich je nach Können des Modellbauers eine weitgehende Stilisierung notwendig. Nur wenn man weiß, wie ein Ausrüstungsteil ausgesehen hat, kann man wirklich gut stilisieren! Die Zeichnungen entstanden nach Auswertung technischer Unterlagen und diverser oft sehr schlechter Fotos. Bei der Fotoauswertung konnte ich feststellen, daß es bei den deutschen Zerstörern mehrere Modifikationen der TR-Vierlinge gegeben hat. Auf den Fotos sind stets nur Details der Rohrsätze zu sehen, für uns wichtige Einzelheiten sind von Personen verdeckt und eine zeitliche Zuordnung ist kaum möglich. So stellt auch diese Zeichnung „nur“ eine Rekonstruktion dar. Um eine vollkommen authentische Zeichnung anfertigen zu können, müßte man eine größere (Detail-)Fotoserie von einem ganz bestimmten Rohrsatz, auf genommen an einem ganz bestimmten Tag haben – Wunschdenken! Die Anordnung und Ausführung von Armaturen, Rohrleitungen, Rohrsegmenten, Luftflaschen, Antrieben usw. erkennt man auf den Fotos oft unterschiedlich. Jedes Einzelrohr besteht im dargestellten Fall aus drei Rohrsegmenten und einem unten offenen Mündungsstück. Die Segmente sind durch Zentrierflansche verbunden. Jeder wird von 32 Bolzen zusammengehalten. Der Decksdrehkranz ist in Höhe der Schwerpunkte der eingeschobenen Torpedos angeordnet. Deshalb erscheint das unten angeschrägte Mündungsstück nur als weit nach vorn überstehend. Die Kanten dieser Rohrmündungen haben ebenso wie die Blech-Oberkanten des Rohrmeisterstandes eine dicke Rohrgarnierung. Die beiden mittleren Rohre sind etwa 10 cm nach hinten versetzt. Das erscheint eigenartig, hat aber einen technischen Grund. Rechts unten habe ich das Laden der Torpedorohre mit einer Ladevorrichtung (a) dargestellt. Beim Laden eines mittleren Rohres fährt das Ladeseil (b) von einem Haken (c)(vgl. Ansicht C) über die beiden Scheiben der auf das Schwanzstück des Torpedos aufgesteckten Ladevorrichtung (a) und über die beiden Umlenkscheiben (d, e) zum Spillkopf (f) auf dem Rohrsatz. Damit das Ladeseil auf der Strecke d – e frei vom Verschluß des Außenrohrs fährt, mußte die Scheibe (d) und damit das gesamte Mittelrohr um den Nenndurchmesser dieser Scheibe nach hinten verschoben werden. Damit sind allerdings auch alle Rohrarmaturen verschoben, die zur Bedienung und Einstellung der Torpedos im Rohrinnern bestimmt sind. Zusätzlich sind die Mündungsstücke der mittleren Rohre einen weiteren Betrag kürzer. Ähnlich sind auch die Verhältnisse bei den Drillings-Rohrsätzen (Best.-Nr. für den Drilling: sd065).

In der Mitte des Rohrsatzes liegt quer eine handkurbelbetriebene Welle (g). Sie hat in der Mitte ein Schaltgetriebe, das die Kraft entweder zur Seitenrichtung des Rohrsatzes oder über eine längs liegende Welle (h) und ein weiteres Getriebe (i, Schnitt A-A) auf die Spillwelle (j) überträgt. Der eigentliche Motor-Schwenkantrieb mit einem Preßölgetriebe hängt hinten unter den mittleren Rohrenden (vgl. Ansicht C). Der Getriebekasten hat dabei extrem wenig „Bodenfreiheit“ zum Deck (niedrige Einbauhöhe des gesamten Rohrsatzes – Schiffsstabilität!). Der Anlasser (v) ist an der rechten Wand des Rohrmeisterstandes angebracht. Angesteuert wird das Schwenk-Preßölgetriebe von einem Handrad (w) in der Mitte (Schnitt E-E). Auf Fotos kann man aber auch einen Schwenkgetriebe-Block auf der rechten Seite des Rohrmeisterstandes sehen.

Der Ausstoß der Torpedos konnte offensichtlich auf zweierlei Weise geschehen: Jedes Rohr hatte eine doppelte, elektrisch auslösende Pulverausstoßvorrichtung (PAV)(k) oder durch Preßluft (Luftflaschen (l)). Der Torpedoschuß konnte von der Brücke aus elektrisch oder vom Rohrmeisterstand ebenfalls elektrisch oder wahlweise auch mit Preßluft (vier Handhebel vgl. Schnitt W-W) erfolgen. Die Abfeuergeber (Zielsäulen) standen in den Brückennocken der Zerstörer. Auf den Torpedorohren sind von hinten nach vorn diverse Armaturen und Öffnungen angeordnet: (m) das Öffnungsbolzengehäuse, (n) eine Wartungsöffnung für den allgemeinen Regler, (o) die Öffnung für den Geschwindigkeitsregler, (p) die Öffnung für Tiefeneinstellung und Kesselabsperrventil, (q) die Öffnung für das Ladeventil, (r) Abzugsgestänge, (s) Elektrischer Abzug, (t) Abzugsabschalter sowie (u) das Haltebolzengehäuse. Ein Teil dieser Armaturen wird im Moment des Torpedoschusses durch den Druck des Pulvergases bzw. durch die Preßluft über das Abzugsgestänge betätigt.

Die Torpedorohre haben oben innen eine T-Nut als Führungsschiene. In dieser hängt der Torpedo mit zwei angesetzten T-Hängewarzen (x)(vgl. Zeichnung des Torpedos). Diese T-Führungsschiene aus Messing ist jeweils bis in das Mündungsstück verlängert. Das Unterwassergeschoß beginnt also erst (auf einer Parabel) zu fallen, wenn die hintere Hängewarze das Mündungsstück ganz verlassen hat. Dennoch ist die Unterkante des Mündungsstücks, wie üblich, leicht nach unten geneigt. Die Geschwindigkeit des Ausstoßes beträgt 15 bis 25 m/sek.

Bei den Schnitten A-A, S-S und E-E habe ich die Torpedodurchmesser jeweils gestrichelt mit dargestellt; beim Schnitt A-A zusätzlich die Längs-Gleitschienen (an der Seite und unten). Damit der Druck der Ausstoßgase vollständig genutzt wird, gibt es in Querrichtung im Rohr mehrere Liderungsringe. Außerdem sind in der Rohrwandung innen die flachen E-Heizungen angebracht. Bei kalter Witterung müssen bestimmte Teile im Torpedoinnern warm gehalten werden.

Der Rohrdeckel (y) wird von einem Preßring (z) verschlossen. Angetrieben wird der Preßring von einer Ritzelwelle (a´)(Ansicht C), die auf ein Zahnbogenstück außen am Preßring wirkt. Staufferbuchsen (b´) schmieren das Sägengewinde dieses Rings. Wird der Torpedo geladen, werden am hinteren Rohrende Paßstücke (c´) heruntergeklappt. Sie erleichtern das Einführen der ersten Hängewarze.

Am Rohrsatz sind seitliche Podeste (d´) für die Bedienung der Handkurbeln angebracht. Bei Seegang wird der Rohrsatz mit zwei Spannschrauben festgesetzt (vgl. Schnitt F-F). Auf den vorderen Rohrenden ist ein Lager für eine (oder teilweise auch zwei) Rettungsinsel angebracht. Die vier seitlichen Begrenzungsstäbe sind so beschaffen, daß die Rettungsinsel beim Untergang des Zerstörers selbständig aufschwimmt (Aufschwimmlager). Außen an den Seitenwänden des Rohrmeisterstandes sieht man vier Halterungen für die Rohrverschlußdeckel (e´). Nur wenn man das Schiffsmodell „als im Gefecht befindlich“ darstellt, stecken die Deckel in diesen Halterungen. Die Gefechtsköpfe der Torpedos sollten dann in den Rohrinnern sichtbar sein. An „Backbord“ ist ein Werkzeugkasten (f´) angebracht sowie innen ein Kasten (g´)(E-E) für die Ausstoßkartuschen. Die Vorderwand ist in unserem Beispiel in der Mitte abgesenkt (vgl. Ansicht B). Das ist nicht immer so. Gegen Ende des Krieges erhielten viele Rohrmeisterstände als Schutz vor Witterung eine Plexiglas-Kuppel. Dazu erhielt der Stand eine dreiflächig gewinkelte Rückwand sowie ein Blechdach mit einem runden Ausschnitt, auf den die Kuppel aufgesetzt wurde. In der Rückwand gab es in der Mitte eine niedrige Schiebetür. Das Torpedozielgerät (h´) mußte dazu mit dem Sitz weiter in das Zentrum verschoben werden. Auf einem Foto von einem Hochseetorpedoboot ist eindeutig zu erkennen, daß diese Glaskuppeln vorn ein eingesetztes „Fenster“ (i´) haben. Man sieht auch Fotos, bei denen die Glaskuppel ganz fehlt (Gefechtsschäden?).

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