3-m-Entfernungsmeßgerät Typ "3u"

der Kriegsmarine

3-m-rangefinder of the Kriegsmarine

Von diesem Entfernungsmeßgerät gab es, wie so oft in diesen Fällen, diverse Ausführungen. Bei der Erarbeitung meiner Zeichnung habe ich mich an das Gerät gehalten, welches in der Wehrtechnischen Studiensammlung in Koblenz ausgestellt ist und von dem mir freundlicherweise Herr Reiner Schwandt eine ganze Serie von Detailfotos angefertigt hat. Außerdem hat mir Herr Peter Hurler das Fragment einer technischen Zeichnung von Carl Zeiss Jena zur Verfügung gestellt, danke beiden Herren!

Planausschnitt / plan section

Fotos

Nur weil der Mensch zwei Augen hat, kann er Entfernungen schätzen. Nur mit einem Auge ist ein Entfernungssehen nicht möglich. Von jedem Auge ist ein „Sehstrahl“ auf einen Punkt in einer bestimmten Entfernung gerichtet. Der Winkel dieser beiden Strahlen wird gemessen und daraus „errechnet“ das Gehirn die Entfernung, natürlich nicht auf den Meter genau. Doch ein Mensch kann sehr wohl erkennen, was im gleichen Bildkreis „weiter hinten“ und was „davor“ liegt. Die Scharfeinstellung mit der Iris beider Augen auf die „eingestellte“ Entfernung geschieht nebenher noch.

Diese Zwei-Augen-Sichtweise hat man sich in der Technik nutzbar gemacht. Für das Treffen mit Geschützen muß man zuerst die Entfernung wissen. Es wurden in der Vor-Radar-Zeit optische Entfernungsmeßgeräte entwickelt und über viele Jahrzehnte auch auf Kampfschiffen eingesetzt, welche auch zwei „Augen“ haben. Die Entfernung der Augen (rund 70 mm beim Menschen) wurde aber drastisch vergrößert. Sie reicht von wenigen Dezimetern (die bekannten Scherenfernrohre) bis zu etwa 15 m (eingebaut in den Türmen der YAMATO). Mit dieser Vergrößerung der sog. Basis werden auch die zu messenden Winkel (siehe oben) jeweils größer – und genauer. Für das Messen kürzerer Entfernungen (für nicht so weitreichende Geschütze) konnte man E-Meßgeräte mit kürzeren „Meßbalken“ benutzen. Die Flottentorpedoboote der Kriegsmarine fuhren für ihre 105-mm-Hauptkaliber (Schußweite 15 km) auf der Brücke z.B. ein 3-m-E-Meßgerät Typ „3u“ und die großen Flottenzerstörer (127-mm-Geschütze) in der Regel schon 4-m-Basis-Meßgeräte. Auf einem Schlachtschiff sind für die verschiedenen Kalibergruppen (Hauptkaliber, Mittelkaliber und Flakkaliber) daher diverse E-Meßgeräte, oft mehrfach vorhanden, installiert. Die ermittelten Werte (Entfernung, Seitenrichtung, Fahrt und Kurs des Gegners) wurden an den Rechentisch der Ari-Zentrale gegeben, dort mit weiteren Größen (Eigenkurs und –geschwindigkeit, Windrichtung und -stärke) kombiniert und die daraus errechneten Schußwerte (vor allem der Vorhalt und Rohrerhöhung) an die Geschütze gegeben. Für die kleinkalibrigen Flakgeschütze waren tragbare Schulter-E-Meßgeräte mit relativ geringer Basislänge vorhanden.

Das „3u“ wurde bei der Kriegsmarine neben den genannten Flottentorpedobooten auch auf Zerstörern, Kreuzern und Schlachtschiffen, auf dem Minenschiff BRUMMER u.a. gefahren. Also in der Regel auf Schiffen, die 105- oder 127-mm-Geschütze fuhren. Es ist denkbar, daß das gleiche Gerät auch unter Schutzkuppeln eingebaut wurde. Der Grundaufbau des „3u“ ist relativ einfach. Der Modellnachbau gestaltet sich nur durch die zahlreichen Armaturen, Elektrokästen und Kabel sehr schwierig. Eine senkrechte, in einem Decksockel drehbare Säule (a) trägt in halber Höhe einen waagerechten Arm (b). An dessen Enden sitzen Kurbelantriebe (c). Sie wirken über Wellen im Arm und Kettentriebe (?) in zwei unterschiedlich großen Trägern (d und e) auf den drehbar gelagerten Meßbalken (f). Eines der beiden Handräder wird für die Seitenrichtung verwendbar sein. Die Träger können geöffnet und der gesamte Meßbalken mit den Kranösen (g) herausgehoben werden. In der Mitte des Meßbalkens befindet sich die Einblickoptik (h) für den Meßgast und an den Enden unter schräg abgeschnittenen Schutzkappen auf exakt 3 m Mittenentfernung die beiden Fernrohre (j). Auf dem Meßbalken sind mehrere Messingplatten (Ms) angebracht. Hier können weitere Meßoptiken befestigt werden; das sieht man oft auf Fotos so. Eine Höhenrichtung des Meßbalkens ist wie bei einem Flakgeschütz mit einem Zahnsegment (k) in recht großem Bereich möglich. So gesehen ist die stets in der Literatur genannte Behauptung, daß dieses Gerät nicht für eine Flak-Feuerleitung geeignet war, für mich etwas zweifelhaft. Die im Schnitt F-F dargestellte Armatur mit den beiden gerundeten Kappen (l) rollt bei der Höhenrichtung des Meßbalkens mit acht kleinen Rollen (m) auf zwei Messing-Ringen (n) um diesen herum. Eine Stange (o) hält die waagerechte Lage ein. Der Sinn des kleinen Handrades (p) ist unklar. Eine waagerechte Einstellung des Meßbalkens zum Horizont war ganz offensichtlich nicht möglich. An der Hinterkante des Meßbalkens ist ein Ausgleichsgewicht (q) angebracht. Bei meinen Ansichten und Schnitten habe ich zum besseren Verständnis die Kabel oft weggelassen. In einer Höhe vom 20 cm über dem Deck ist um das Gerät eine feststehende Plattform auf Stützfüßen errichtet. Acht Bleche mit vielen Bohrungen bedecken diese Plattform (Bohrbild Blatt 1). Auf Fotos erkennt man jedoch auch Holz-Lattenroste (vgl. Blatt 1 unten). Auf den wenigen Fotos, die es von diesem Gerät gibt, erkennt man teils erhebliche Unterschiede im Detail. Bei meiner Zeichnung habe ich mich deshalb weitgehend an das Exponat gehalten, welches in der Wehrtechnischen Sammlung in Koblenz ausgestellt ist. Davon hat mir freundlicherweise Herr Reiner Schwandt aus Essen bei einem Besuch eine große Serie von Detailfotos (Digitalkamera sei Dank!) angefertigt. Außerdem hatte mir Herr Peter Hurler aus seinem Archiv eine fragmentartige Zeichnungsunterlage überlassen. Nur durch die Hilfe der beiden Herren, bei denen ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte, war es mir möglich, von dieser „Maschine“ eine so genaue Zeichnung im M 1:12,5 anzufertigen. Für einen Modellnachbau in kleineren Maßstäben muß das E-Meßgerät selbstverständlich stilisiert werden. Nur wer in der Lage ist, winzige Modellteile auf 1/10-mm genau anzufertigen (Schlagzahnfräsen, mein Buch „Fräsen mit der Drehmaschine“) und wer kleinste Drehteile herstellen kann (meine Bände „Drehen für Modellbauer“ Bd. I und II), wird in der Lage sein, dieses und andere vergleichbare Schiffsdetails richtig gut zu bauen. Außerdem empfehle ich immer wieder die Anfertigung von 10:1-Zeichnungen vor dem Bau der einzelnen Baugruppen. Sich nur auf die vorliegenden Schnitte usw. zu verlassen, reicht bei aller Genauigkeit meiner Zeichnungen nicht! Besonders wichtig ist eine exakte „Navigation“ innerhalb des Bauteils, also die Einhaltung aller Wellenabstände usw.

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