"Kleindrehmaschine im Eigenbau"

"home made watchmakers lathe"

Ich möchte an dieser Stelle die Rezension wiedergeben, die Herr Michael Stern* gleich nach dem Erscheinen des Buches verfasst hat:

* Michael Stern ist Autor des Fachbuches "Der Uhrmacher an der Drehbank", Verlag: Florian Stern, Hannover 2003 sowie Autor der Webseite www.info-uhren.de und www.uhrenliteratur.de

"Der Autor ist in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Von dort hat er die Begabung und den Willen zum Selbstbau und Verbesserungen von und an Werkzeugmaschinen mitgebracht. Davon hatte man bereits einen Vorgeschmack in seinen vorangegangenen Buch-Veröffentlichungen bekommen (www.vth.de). Diesmal hat er es unternommen, eine Kleindrehmaschine in den Dimensionen eines Uhrmacherdrehstuhls mit allem Zubehör und nach seinen eigenen Worten in einer Zeit von drei Monaten selbst zu bauen. Mit seiner "Bauanleitung in Buchform" gibt er nun seinen Lesern Gelegenheit, ebenfalls eine solche Maschine zu bauen. Dabei handelt es sich keineswegs um ein Dogma: allein für die Bauweise des Spindelstocks werden sieben verschiedene Varianten vorgeschlagen; alles mit zahlreichen, bemaßten Zeichnungen und klaren Fotos überdurchschnittlich gut illustriert. Die Maschine hat - selbstverständlich - eine Spannzangen-Einrichtung, einen Kurbel- und bei Belieben sogar einen Handhebel-Kreuzsupport, auf diesem ein kleiner gerasteter Vierstahlhalter (!), verstellbare Skalenringe, eine Justiervorrichtung für das Einstellen des zylindrischen (oder leicht konischen) Drehens, einen Handhebel-Reitstock...Für den Bau der Wangen werden ebenfalls mehrere Arten vorgeschlagen. Es gibt Sondervorrichtungen für die Maschine: eine kleine Planscheibe von nur 80 mm Durchmesser, die üblichen Sätze von Stufen-Spannzangen und Ringfuttern, eine Feilrollen-Auflage. Selbst ein kleiner Setzstock ist vorhanden und der Spindelstock kann mit auswechselbaren Teilscheiben zu einem Teilgerät umgerüstet werden.

In den Kapiteln wird der Bau all dieser Dinge in der sinnvollen Reihenfolge in Schritt-für-Schritt-Anleitungen für jedermann nachvollziehbar erklärt. Im Kapitel 5 finden wir die Vorstellung einer größeren Tischdrehmaschine, für welche es ebenfalls einen Bauplan im eigenen Bauplanversand des Autors gibt und schließlich werden im 6. Kapitel noch Eigenbau-Uhrmacherdrehmaschinen von anderen Hobbyisten vorgestellt. Es ist ein Buch, das man allen "technischen Heimwerkern", im weitesten Sinne, nur dringend empfehlen kann. Selbst wenn man den Mut zum kompletten Eigenbau einer kleinen Drehmaschine (noch) nicht hat, erfährt man sehr viel Hindergrundwissen über die Metallbearbeitung. Im Gespräch hat der Autor sein neues Büchlein neulich als seine "Doktorarbeit" bezeichnet. Gäbe es nur einen Doktortitel für den Selbstbau von Werkzeugmaschinen!

Michael Stern

Nach den Anleitungen in meinem Buch hat Herr Egon Weers jetzt seine Uhrmacherdrehmaschine gebaut. Sehen Sie auf der nächsten Seite.

Kleindrehmaschine im Eigenbau

Vorwort

Das moderne Leben hat uns leider schon zu sehr zu „Kaufmenschen“ gemacht. Alles muß da sein, kaufbar. Für jedes Wehwehchen muß es eine Pille geben. Für viele besteht Arbeit schon nur noch aus Knöpfchendrücken. Wenn ich meine Schiffsmodelle gelegentlich auf einer Ausstellung zeige, höre ich von sehr interessierten und, wie sich meist später herausstellt, recht sachkundigen Besuchern oft zuerst die Frage: Was kostet das Modell? Nichts, ich will das Modell nicht verkaufen. Na, Sie müssen doch wissen, was das Modell kostet! Für viele unserer Zeitgenossen wird der Wert eines Dings leider erst begreiflich, wenn sie eine Zahl hören.

Es gibt Dinge, die bedeuten mehr als Geld in irgendeiner Währung: Erfüllte Partnerschaft, ein interessantes und abwechslungsreiches Berufsleben, Wissen in jeglicher Form, ein Abend unter Freunden, erholsame Tage am Baggersee, Kunst, Sport zu treiben, horizonterweiternde Reisen und, und, und... wenn ich überlege, mir würde noch vieles mehr einfallen, so vielgestaltig und schön ist das Leben. Jeder Bastler und Modellbauer kennt noch einen anderen Wert: den Stolz auf selbst Erreichtes.

Der Mensch kann viel erreichen – wenn er nur richtig will. In meinem Heimatort in der DDR gab es einen alten Mann. Ein Leben lang hatte er in einer Fabrik für Großdrehmaschinen gearbeitet. Nun im Ruhestand konnte er sich so richtig seinem Hobby zuwenden, dem Bau von Kleinserien kleiner Selbstzünder-Verbrennungsmotoren. Für wenig Geld gab er die später an befreundete Flugmodellbauer ab. Soweit so gut, denn kleine Verbrenner bauen etliche Enthusiasten. Die Besonderheit in dem Fall war jedoch, daß der gute alte Mann alle Werkzeugmaschinen für seine „Mini-Produktion“ vorher selbst baute. Also alle üblichen Zerspanungsmaschinen, sogar eine Rundschleif- und eine Hohnmaschine. Alles natürlich im Kleinformat. Die Maschinchen sahen nicht wie geleckt aus, doch sie funktionierten extrem genau...

Mir selbst ging es vor Jahrzehnten ähnlich. Ich hatte aus Begeisterung zum Schiffsmodellbau den Beruf des Werkzeugdrehers erlernt. Dabei habe ich meinen Kollegen Werkzeugmachern, Vorrichtungs- und Formenbauern öfter als nötig „über die Schulter geschaut“ und dabei viel gelernt. In der DDR gab es nur eine einzige Kleindrehmaschine, die sog. HOBBYMAT, zu kaufen. Wenn ich mich recht entsinne für Mark (der DDR) etwa 4.500,-. Bei 700,- bis 800,- Mark Monatslohn für einen Facharbeiter war das viel Geld, das ich hätte nie aufbringen können. Fräsmaschinen gab es überhaupt nicht frei zu kaufen! Mit Kaufen war also nichts zu machen, wollte ich solche Maschinen in Zukunft privat beim Hobby nutzen. Ich habe mich deshalb ans Reißbrett gesetzt und meine Maschinen selbst konstruiert und gebaut. Im Rahmen der „Messe der Meister von Morgen“ (MMM), in den DDR-Betrieben „hoch angebunden“ und selbsttäuschend überwichtig, konnte ich die Maschinen problemlos gewissermaßen „nebenher“ bauen. Die wichtigsten maschinentragenden Teile waren keine Grauguß-Stücke nach Holzmodellen. Nein, es waren aus dem Ganzen gefräste und gedrehte Teile oder Schweißstücke.

So baute ich über die Jahre eine Universal-Fräsmaschine mit allem Zubehör und eine kleine Tischdrehmaschine; später andere Modellbauer unter meiner „federführenden Anleitung“ kleine Uhrmacher-Drehmaschinen. Erfahrungen auf dieser Strecke habe ich demnach reichlich. In diesem Buch bekommen Sie detaillierte Anteilung zum Selbstbau einer Drehmaschine, welche die Dimensionen eines Uhrmacherdrehstuhls hat. Dazu sind natürlich eine größere Drehmaschine und eine Fräsmaschine notwendig. Man wird nun einwenden, daß man doch keine Mini-Drehmaschine braucht, wenn man schon eine große hat. Ein gutes Argument, denn auf einer großen Maschine kann man auch kleine Teile fertigen; umgekehrt kaum. Doch es ist so: Die kleinen Maschinchen sind so schön handlich, daß Sie in Zukunft die kleinen Modellteile nur noch auf dem „Drehstuhl“ drehen wollen – wenn Sie ihn nur erst haben.

Die Herstellung der Teile ist in überschaubarer Zeit getan, denn wir verzichten bewußt auf die Gewindedreheinrichtung, die im Hobbybereich – seien wir ehrlich – kaum benutzt wird und nach meiner Einschätzung nicht nötig ist. Auch einen maschinellen Vorschub benötigt der Hobbydreher nie! Die meist kurzen Modellteile werden ausschließlich mit dem Obersupport „abgekurbelt“. Schon aus technologischer Sicht ist das besser, weil das Messen von Längen so weitgehend entfällt.

Bauen Sie die Maschine nach ihren Bedürfnissen. Oder bauen Sie zwei Stück, eine mehr für einen guten Freund. Oder bauen Sie in der Gruppe, jeder das, was er am besten kann. Legen Sie eine Kleinserie auf. Nicht zuletzt möchte ich auch den Preis für so eine Drehmaschine erwähnen. Uhrmacherdrehmaschinen kosten heute ab  3.000,- € aufwärts. Unser Drehstuhl kostet konkret die Preise von zwei Kegelrollenlagern (Spindelstock), für unbedingt notwendige Materialbestellungen (z.B. Silberstahl), für den Antriebsriemen und den Antriebsmotor – falls man den nicht auch aus „alten Heeresbeständen“ hat. Dazu kommen noch ein paar Euro für Materialbeschaffungen beim Schrotthändler. Sonderwerkzeuge, wie Feingewinde-Werkzeuge, kann man vielleicht ausleihen. Das ist alles. Aufwand für Arbeitszeit rechnen wir ja nicht – oder doch?

Wir werden Stück für Stück die kleine Maschine in der sinnvollen Reihenfolge der Teile bauen. Immer will ich Alternativen aufzeigen. Ich rate Ihnen, vor Beginn der Arbeiten das gesamte Buch zu lesen. Nur so bekommen Sie einen Überblick über die verschiedenen Ausführungsformen einiger Teile und können sich „Ihre“ Maschine nach Ihren Bedürfnissen, Vorlieben und technischen Voraussetzungen zusammenstellen. Auch bekommen Sie ein Gespür für die Anforderungen an die Genauigkeit. Bei den meisten Teilen gibt es Flächen, Winkel, Rundlaufanforderungen usw., die besonders wichtig, aber auch Dinge, die völlig bedeutungslos sind und oft nur wegen eines besseren Aussehens überhaupt bearbeitet werden. Abschließend gibt es noch ein paar Zeichnungen für meine Kleindrehmaschine. Diese dann aber kommentarlos, denn Sie haben längst die Herstellungsweise der Teile gelernt. Noch ein Gedanke: Selbst wer keine Drehmaschine bauen will, wird beim aufmerksamen Lesen des Buches viel Hintergrundinformationen über die Metallbearbeitung bekommen. Ich selbst habe aus Anlaß dieses Buches in etwa 3 Monaten eine neue Drehmaschine mit allem Zubehör gebaut.

Ich bedanke mich für die Unterstützung in Detailfragen durch die Firmen WMS-Möller, Egelsbach sowie RC-machines, Junglinster in Luxemburg. Mein besonderer Dank gilt den Herren Wolfgang Anthonj, Jürgen Behrendt, Peter Held, Stephan Kästner, Manfred Mehner, Ekkehard Schuhmann und Egon Weers die mir freundlicherweise Unterlagen zu ihren herrlichen Eigenbau-Drehmaschinen zur Verfügung gestellt haben. Für Hilfe und Unterstützung möchte ich mich auch beim Feinmechanikermeister Wolfgang Eberhard aus Karlsruhe herzlich bedanken. Und ich bedanke mich wieder beim Verlag für das Zustandekommen dieses außergewöhnlichen Buches. Ich wünsche Ihnen allen Freude bei Ihrem schönen, technischen Hobby – wie es auch geartet sein mag.

Jürgen Eichardt

Karlsruhe, im Sommer 2004

Über den Buchhandel können Sie dieses Buch nicht mehr bestellen. Der Verlag ( www.vth.de ) druckt keine neue Auflage. Von mir können Sie dieses Buch aber immer noch als "e-book" auf CD-ROM bekommen. Zusätzlich sind auf der CD alle Fotos aus dem Buch in Farbe und in Bildschirmgröße enthalten. Die CD kostet € 20,- plus € 2,- Versand. Bitte bestellen Sie per Tel.: 0721-47040072 oder per E-Mail: juergen-eichardt@web.de .

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